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 Was bisher geschah ...

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BeitragThema: Was bisher geschah ...   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:29 am

~ Lippen so Rot wie Blut ~


Aus riesigen Wassermassen
entstanden zwei Meere,
die gegeneinander schlugen,
wo die Gischt zu Wolken wurde.

Wir benannten sie,
die beiden kämpfenden Krieger,
Zwillinge der Stärke,
Konkurrenten der Macht.

Ihre Namen sagen alles,
zeigen ihren Wert.
Die Welt wäre unvollkommen,
sie wäre wertlos ohne.

Die Königinnen des Daseins.
Die Schwestern Dunkelheit und Licht.

(Quelle unbekannt)




-> Prolog <-

24 Jahre zuvor …

Er glaubte seinen Augen nicht. Fassungslos schaute er auf die zwei Kinderbetten hinab. In einer Säuglingsstation direkt vor ihm lagen zwei Babys, die nicht hätten unterschiedlicher sein können. Und doch waren es Geschwister. Zwillinge? Wie das möglich sein konnte, verstand er nicht. Vorsichtig nahm er das
Erste der Beiden aus dem Bett. Ohne die Augen abwenden zu können bettete er es in seinen Arm. Das Mädchen war wunderschön. Fasziniert nahm er jedes Detail in sich auf: ihre noch sehr kurzen silberblonden Locken, der fast durchscheinende porzellanfarbene Teint, die vollen weichen Lippen und die kräftig rot leuchtenden Augen. Genauso wie ein Geschöpf seiner Art sein sollte. Sein ganzes Weltbild wurde nun ins Wanken gebracht. Sie ist etwas besonderes. Das weiß er sofort. Man lernte den Neuen aus Blutgeborenen, dass solche Verbindungen tabu waren. Kein Nachkomme hatte den ersten Tag nach der Geburt überlebt.
Bisher jedenfalls!

Alle Wesen seiner Rasse hielten sich daran und stellten diese Tatsache nie in Frage.
Und nun das. Sie war die erste aus Fleischgeborene seiner Art und sie würde alles verändern. Alles woran er geglaubt hatte, wurde durch diesen winzigen Säugling auf den Kopf gestellt. Ihr Anblick überwältigte ihn und ihm war so als wenn sein Herz wieder angefangen hätte zu schlagen und eine riesige Welle voller Emotionen ihn überschwemmen würde. Doch das war unmöglich. Trotzdem fühlte er eine neue Verbindung, die in diesem Moment zwischen ihm und dem Winzling entstand. Schnell drängte er diese Gefühle zu Seite und so legte er sie sacht in das Kinderbett zurück. Nun hörte er es quieken. Doch das Kind im Bett sah ihn nur mit großen Augen an, aber kein Laut drang aus dem lachenden Mund. Entsetzt blickte er zu den anderen Kinderbetten. Aus dem benachbarten Bett strahlten ihn in ein Paar Augen aus flüssigem Silber an. Das Mädchen wollte ebenfalls seine Aufmerksamkeit. Auch dieses Baby barg er in seinen Armen, jedoch so sacht, wie er konnte. Diesmal bedeckte ein dunkelbrauner Schopf den Kopf und ihre Haut besaß eine gesunde rosa Farbe. Sie besaß schon jetzt wunderschöne schwarze lange Wimpern. Ganz eindeutig war sie ein Mensch und eines der Schönsten ihrer Rasse, was er je gesehen hatte. Wie konnten zwei so unterschiedliche Lebewesen von ein und derselben Mutter stammen? Wie aus einem Körper geboren werden? Sie sind Schwester und doch so verschieden, wie Tag und Nacht. Weiß und Schwarz. Trotzdem besaßen sie eine Gemeinsamkeit, welche ihm sofort ins Auge sticht. Es ist ein Zeichen auf der Schulter. Ein rotes Blutmal strahlt ihm entgegen geformt wie ein Wassertropfen.
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BeitragThema: Verwandlung   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:31 am

-> Verwandlung <-
Kapitel 1

In einer Altstadtgasse wartet sie an einem Hauseingang gelehnt. Kein Lichtstrahl dringt zu der Nische, wo L sich vor den Passanten versteckt. Leise Rockklänge vom anderen Ende der Innenstadt dringen in ihre Ohren.
Mit einem tippenden Fuß blickt sie die kleine Seitengasse entlang, die zu dieser Nachtzeit ungemütlich und beängstigend wirkt. Nun steht sie hier schon eine ganze Weile und weiß nicht, warum. L war noch nie dafür bekannt gewesen, geduldig zu sein.
Es ginge um einen Auftrag, so hieß es. Doch bisher kam die Anweisung noch nicht. Sie hat nicht einmal eine Ahnung, um wen oder was es geht. Normalerweise bekam sie ihre Informationen vorher. Doch jetzt ist sie hier und stützt sich an einer vermoderten Eingangstür ab.
Eine neue Aufgabe wird ihr ganz gut tun. In letzter Zeit sind sie rar geworden. Das gefällt ihr nicht, denn sie lebt für diese Aufträge.
Nach einiger Zeit wird die Musik von einem Vibrieren in ihrer Manteltasche übertönt. Voller Vorfreude nimmt sie das Handy in die Hand. Eigentlich mag sie keine technischen Geräte. Doch wenn man nicht auffallen will, muss man sich eben anpassen. Und die Bedienung von einem Handy gehört leider dazu.
Der Name F blinkt auf dem Display.
Na endlich, denkt sie und führt in einer Bewegung das Handy an das Ohr.
“Ich bin auf Position. Wie lautet mein Auftrag?”, fragt sie in einer Sprachgeschwindigkeit, in der sich das Gesprochene für Menschen wie das Wellenrauschen einer stürmischen See anhört.
“Das Opfer heißt Flora Willert. Ein Foto wurde eben auf dein Handy geschickt. Das Auto parkt am Ende der Gasse. Um dorthin zu gelangen, muss das Opfer in wenigen Minuten direkt an dir vorbei …”
Die männliche Stimme passt sich ihrer Schnelligkeit an.
F kommt immer schnell zur Sache, das ist die einzige Eigenschaft, die L an ihm mochte. Er gehört zu den Obersten und zählt zu den Mitgliedern des Cataldo-Clans, denen man niemals den Rücken zudrehen sollte. Natürlich geht es um ein Opfer. Die Menschen respektiert F am wenigstens und wie der ganze Clan erkennt er nur seine eigene Rasse als ein selbstständiges Individuum an. Personen, die Inhalt eines Auftrages sind, betiteln sie als Opfer und alle anderen Lebewesen gelten als Blutspender, auch “Nahrung” genannt.
Willert? Der Name kommt ihr bekannt vor.
Umherkursierende Geschichten und unwichtiges Geschwatze sind für sie im Grunde nicht von Bedeutung. Alles, was sie interessiert, ist das, was sie zur Erledigung einer erteilten Aufgabe wissen muss.
Doch in letzter Zeit gehen Vermutungen im Clan um, vor denen sie sich nicht verschließen konnte. Wenn diese stimmen, könnte sich alles für ihren Clan ändern. Das neueste und gleichzeitig hartnäckigste Gerücht betrifft einen Wissenschaftler. Bernd Willert ist ein anerkannter Spezialist im Bereich UV-Strahlen. Er hat es gewagt, eine Zusammenarbeit mit dem Clan zu verweigern und das Oberhaupt lässt so eine Ablehnung nicht ohne weiteres durchgehen.
Das Opfer auf dem empfangenen Bild ähnelt dem Strahlenexperten in keinerlei Weise. Ein dunkler Kurzhaarschnitt umrahmt ein ovales Gesicht mit hinter einer Brille verborgenen silbergrauen Augen. Es ist ein Schnappschuss, der die Frau, Anfang zwanzig, beim Einkaufen zeigt. Das Opfer muss bereits seit einiger Zeit observiert werden. L schätzt, dass es sich um Prof. Willerts Tochter handelt und dass das hier die Antwort auf seine so genannte Weigerung ist.
“… Dein Auftrag ist ihre Verwandlung.”
Verwandlung?
In ihrem Clan besitzt sie den Rang eines Kriegers, einer Killerin. Sie tötet und erschafft nicht.
Frustriert denkt sie an Z, welcher gleichzeitig ihr Lehrmeister und ihr engster Vertrauter war. Er hat sie gelehrt, nie Fragen zu stellen.
Erst Handeln, dann Denken. So lautet die Devise eines Clanskriegers.
Das hat Z ihr in ihrer Ausbildung, die schon einige Jahre zurückliegt, eingebläut. Befehle werden ohne Widerspruch angenommen und ausgeführt. Jeder Auftrag ist ohne Gewissen und völlig ohne Gefühl zu erledigen.
Warum hat sie die Frage trotzdem nicht verhindert?
“Ich soll ihre Verwandlung einleiten?”
Eine eiskalte Spur kriecht ihr Rückrat empor. Spürte sie etwa Angst vor der Aufgabe?
“Das ist dein Auftrag. Wir wissen, das du uns nicht enttäuschen wirst. Bist du dem gewachsen, Linnea?”, erklingt es bestimmend aus dem Handy.
Die Kriegerin zögert mit der Antwort, und das ist ebenfalls noch nie vorgekommen. Nach der Stimmlage zu urteilen, muss sie ihre Antwort mit Bedacht wählen.
Auch die Aussprache ihres Vornamens ist kein gutes Zeichen. Ein Nein zählt für den Obersten und das Oberhaupt G nicht, das bekommt auch der Professor nun zu spüren.
Auch Feigheit lässt der Clan nicht zu. Wenn sie sich weigert, würde der Hohe Rat sie bestrafen. Dann wird ein schneller Tod eine Erlösung sein.
Um nicht die Ruhe zu verlieren, geht L gedanklich alle ihr bekannten Sachverhalte noch einmal durch:

1. Opfer erkennen
2. Verfolgung des Opfers
3. Opfer überwältigen
4. Biss

So weit, so gut. Nur das Punkt vier der der schwierige Teil des Plans ist.
Wie sie eine Verwandlung durchführen muss, weiß sie. Das ist das Letzte, was die Krieger in der Ausbildung lernen.
Der Blutbiss.
Dadurch wird die Verwandlung eingeleitet. So kann das Gift, das ihre Zähne produzieren, in die Blutbahn des Opfers gelangen, und das kann nur durch diesen bestimmten Biss erfolgen.
Da gibt es nur ein Hindernis. Wenn Wesen ihrer Rasse Blut schmecken, verfallen sie in einen Rausch und in diesem Zustand ist es ihnen fast unmöglich, vor dem letzten Tropfen aufzuhören. Dafür benötigen sie einen sehr hohen Konzentrationsgrad und müssen ständig die Kontrolle über ihren Durst behalten.
In einer solchen Lage befand sie sich bisher noch nie und musste daher auch nie diese enorme Selbstbeherrschung aufbringen.
Besitzt sie die erforderliche Stärke, um den Auftrag auszuführen?
Alle Aufgaben, womit der Clan sie als Kriegerin bisher betraut hatte, erledigte sie schnell, kompromisslos und ohne Gewissenskonflikte. L vertraut dem Clan bedingungslos. Und diese Herausforderung wird keine Ausnahme darstellen. Schließlich ist sie ein Profi. Selbstverständlich ist sie dem gewachsen und das wir sie dem Oberhaupt auch beweisen.
“Das bin ich! Wo soll ich das Opfer abliefert?”
Keine Unsicherheit zeigen. Unsicherheit bedeutet Nervosität. Wer nervös ist, macht Fehler. Und einen Fehler darf sie sich nicht leisten.
“Egal, es muss nur unauffällig sein”, erhält sie als Instruktion.
Der Professor darf also vorerst keine Verbindung zwischen der Verwandlung und ihrem Clan herstellen.
“Verstanden! Ich melde mich, sobald es erledigt ist.”
Sie hat nun alle Fakten, die sie für die Ausführung benötigt. Der Rest liegt bei ihr.
“Wir erwarten deine Bestätigung!” Damit ist das Telefonat beendet.
Blitzartig verschwindet das Handy wieder in der Jackentasche.
Dann ist sie also heute keine Kriegerin, sondern die Jägerin und muss nur noch auf das Opfer warten. Diesmal wird es kein leichtes Kinderspiel. Ungeduldig blickt sie die Gasse entlang. In den Augenwinkeln beobachtet sie die dunklen schaurigen Gebilde an den Wänden. Es scheint als ob diese Schatten mit ihre Krallen jedes Lebewesen in der unmittelbaren Umgebung packen und verschlingen wollen. Die vom Alter gezeichneten Fassaden strahlen in dieser Nacht etwas unheimliches aus. Und obwohl es doch gespenstig ist, fühlt sie sich in ihrem finsteren Versteck wohl.
Um sich abzulenken, schaut sie in die rabenschwarze Nacht empor. Sie bedauert, dass der mit Wolken verhangende Himmel die Sicht auf die Sterne versperrt.
Die Lichtpunkte strahlen eine kühle für die Ewigkeit geformte Präsens aus. Der eiskalte Novemberwind pfeift an dem Eingang vorbei. Sein Geruch kündigt Schnee an.
Doch auch Temperaturen unter dem Nullpunkt können einige Menschen nicht erschüttern, und so torkelt ein Mann sehr dicht an ihr vorbei.
L rümpft die Nase. Aus allen seiner Poren strömt eine Alkoholfahne. Aufgrund des hohen Konsums dieser Flüssigkeit würde Sie diesen Herumtreiber als Süchtigen bezeichnen. Die arme Seele ist vollständig zugenebelt und wäre für andere ihrer Gattung der perfekte Blutspender. Aber Alkohol zieht sehr schnell in die Blutbahn und keiner würde je von ihr behaupten, eine gute Freundin von Hochprozentigem zu sein. Sie konnte schon früher den für viele unbeschreiblichen Genuss von Alkohol nie nachvollziehen, und das hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert.
Trotzdem darf sie auf keinen Fall ihren Auftrag aus den Augen verlieren.
Wie ist noch mal der erste Punkt auf ihrer Liste? Vergesslichkeit ist eindeutig eine große Schwäche von ihr.
Genau, das Opfer erkennen.
Das wird kein Problem. Sie hat die Gabe eines fotografischen Gedächtnisses.
Dann biegt die erwartete Person um die Ecke.
Sie wird die aktuelle Mode nie verstehen. Komplett im skandinavischen Stil gekleidet, eilt das Opfer heran, selbst das kinnlange Haar schaut unter einer Norwegermütze hervor. Das Gesicht der Kleinen ist aufgrund der Kopfbedeckung, des hochgestellten Kragens und der randlosen Brille kaum zu sehen.
Trotzdem erkennt L sie sofort.
Es ist soweit.
Mit schnellen Schritten passiert das Opfer ihr Versteck und die Kriegerin löst sich aus dem Schatten, um dem Opfer unauffällig auf der nicht beleuchteten Straßenseite zu folgen.
Hier kommt Punkt zwei ihres Plan in Aktion.
Die Verfolgung des Opfers.
Sie ist eine Kriegerin und besitzt die Instinkte eines Killers. Kämpfe wurden immer von Angesicht zu Angesicht ausgetragen. L lässt dem Opfer gern selbst die Wahl treffen, zwischen einem schnellen, schmerzlosen oder langsamen, qualvollen Tod. Aber da es bei diesem Auftrag um eine Verwandlung geht, ist hier eine andere Strategie anzuwenden. Sie entschließt, das Opfer durch kleine Blitzsprünge besser im Auge zu behalten.
Doch vorerst, um keinen Verdacht zu erwecken, schlendert L in einer ihr untypischen menschlichen Geschwindigkeit an einem Gebäude aus den zwanziger Jahren vorbei. Dieses Haus allein ist schon eine Rarität, wenn man bedenkt, dass die meisten Bauwerke dieser Stadt im zweiten Weltkrieg zerstört worden sind.
Die Kälte spürt sie nicht, trotzdem trägt sie Wollhandschuhe und ihre Mütze ist tief ins Gesicht gezogen.
Sie will um keinen Preis auffallen. Die ahnungslosen Menschen halten Personen ihrer Art für blass, als wenn die Haut nie die Sonne erblickt hat. Und nach der Verwandlung trifft diese Annahme auch zu. Unsere Begründung klingt in den Ohren der Menschen plausibler. L erwidert dann, dass sie an einer Pigmentstörung leidet.
Die Augenfarbe ist schwieriger zu erklären. Die Farbe ist sehr auffällig und wegen des Augengiftes sind Kontaktlinsen absolut sinnlos. Bereits nach wenigen Stunden haben sich die weichen silikonartigen Teile in Luft aufgelöst. Daher trägt sie an Orten, wo es hell ist, eine Brille mit getönten Gläsern - ihre angebliche Weitsichtbrille.
Hautkontakt ist ebenfalls zu vermeiden, da ihre Körpertemperatur von Menschen als eiskalt und unmenschlich empfunden wird. Die oberste Regel lautet, sich bedeckt zu halten. Die Normalsterblichen dürfen niemals erfahren, dass es Wesen wie sie gibt. Das daraus resultierende Chaos wäre undenkbar und sie würden anfangen, ihresgleichen gnadenlos zu jagen. Auch wenn ihre Spezies stärker und schneller ist, sind sie zusammen eindeutig in der Unterzahl.
Doch die vorauseilende Kleine wird bald zu ihnen gehören, zu den Geschöpfen der Nacht. Ihr Clan achtet strikt darauf, welche Wesen sie zu ihresgleichen machen. Es wäre eine Katastrophe, wenn das Verhältnis zwischen Jäger und Beute nicht mehr stimmte.
Auch suchen sie die Personen mit Bedacht aus, denn ihre Rasse denkt berechnend logisch. Eine Verwandlung wird nur vollzogen, wenn sich der Clan Vorteile davon verspricht. Nur diese hier ist ein Drohung, die darauf hinausläuft, jemanden den Willen des Clans aufzuzwingen.
Doch diese Entscheidung trifft nicht sie. L wundert sich nur, dass sie die Verwandlung einleiten darf. Im Normalfall führen dies nur die Obersten um Clanführer G aus, sie gehören den Ältesten ihrer Rasse an und sind geübt. Auf jeden Fall geübter als sie in diesen Dingen. Sie ist eine Kriegerin und Krieger töten, doch nun darf sie erschaffen. Eigentlich bedeutet das eine große Ehre für sie, trotzdem fühlt sie diese nicht.
Tief atmet L die frische eiskalte Luft ein. So sehr die Menschen die versteckten Wege meiden, desto mehr mag sie diese. Die gewohnte Dunkelheit hüllte sie in ein und heißt sie willkommen. Besonders liebt sie die Ruhe und Friedlichkeit, die die Laternen und die Schatten ausstrahlen, dass sie sich fast wie zu Hause fühlt.
Solche kleinen Gassen sind so eng mit der Geschichte verbunden. Jedes einzelne Objekt kann seine eigene Memoiren erzählen, die eine ganze Bibliothek umfassen würde. Auch diese Straße ist voll von alten Häusern aus früheren Jahrgängen, die ihr so vertraut vor kamen, als hätte sie selbst in diesen Zeiten gelebt.
Das Opfer hat den Parkplatz fast erreicht. Schnell rasen ihre Gedanken nochmals durch den gefassten Plan:
Opfer erkennen ist abgehakt, die Verfolgung ist ebenfalls fast abgeschlossen.
Das Opfer überwältigen ist dann Punkt Drei auf ihrer Liste und als nächstes dran.
Ihre Rasse konnte die Gedanken von Menschen beeinflussen. Das wird also ein Kinderspiel.
Mit dem Blick einer Späherin sondiert L die aktuellen Gegebenheiten. Obwohl der Parkplatz mitten in der Stadt liegt, ist er nicht hell beleuchtet. Das kommt ihr sehr gelegen. Der Blick fällt auf die nun hinter ihr liegende Gasse, die sich ebenfalls geleert hat, es ist kein einziger Mensch mehr zu sehen. Auch dagegen hat sie nichts einzuwenden. Dann gibt es keine Zeugen, die sie später beseitigen muss.
L kann sich bereits den süßen femininen Geschmack vorstellen. Schon jetzt läuft ihr die Speichelflüssigkeit in den Mund und wie kleine lodernde Flammen brennt ihr der Durst in der Kehle. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Verwandlung. Sie hätte vorher noch trinken sollen. Ihr Magen krampft sich vor Hunger zusammen und sie macht sich zum Sprung bereit.
Das Opfer schlendert mit in den Taschen suchenden Händen über den Parkplatz und steuert auf einen Mini Cooper zu. Chices Auto! Da frischt der Wind auf und treibt den Duft ihres Blutes direkt in die Nase der Jägerin. Sie bleckt über ihre scharfen Reißzähne. Geschmack hat die Kleine, sogar im zweideutigen Sinne.
Beim Anruf empfand sie leichtes Mitleid mit dem Opfer. Aber jetzt sind ihre Gefühle und Gedanken völlig anderer Natur. Kleine Geistesblitze zucken durch ihren Kopf.
Sie darf auf keinen Fall dem Durst nachgeben oder ihn gewinnen lassen. Es ist ein wichtiger Auftrag, das weiß sie, einer von dem vieles abhängt. Leider sind diese Blitze zu kurz, um vom restlichen Gehirn überhaupt in irgendeiner Form wahrgenommen zu werden.
Denn alles, woran sie im Moment denken kann, ist ihr jetziges Verlangen nach Befriedigung. Der Körper will Blut, und zwar das Blut des Opfers.
L ist das Raubtier und die Menschenfrau ihre Beute. Und das ist der perfekte Moment. Alles in ihrem Leib sehnt sich nach dem Stillen ihres verzweifelten Verlangens. Mit der Schnelligkeit eines geübten Kriegers steht sie innerhalb einer Sekunde direkt neben dem Objekt ihres Auftrags.
Das Opfer hat sie im Augenwinkel bemerkt und sieht sie fragend und verärgert an. Vom Durst getrieben blähen sich die Nasenflügel der Jägerin auf. Sie genießt es, wie der betörende Duft des Blutes in ihrem Riechorgan kitzelt.
Himmlisch!
Plötzlich weiten sich die Pupillen der Kleinen, als sie die nichtmenschlichen Augen näher betrachtet. Die Jägerin in L lächelt vor Begeisterung und wittert mehrere Schweißausbrüche der jungen Frau. Es ist Angst.
Wundervoll!
Diese Gefühlswallung der Menschen mochte sie am meisten, denn dann schreit der menschliche Körper geradezu heraus: Hier bin ich, nimm mich! Das Herz des Opfers schlägt so schnell, wie die Flügel eines kleinen Vogels.
Musik!
Der Puls rast und verstohlen beobachtet sie die Vene an dem schlanken Hals, wo das Blut nun passend zum Herzschlag stoßweise hindurchfließt. Berauschend!
Sie grinst das Opfer wissend an, alle fühlen Angst, wenn sie in ihre blutroten Augen sehen. Aber die Kleine wird dieses Gefühl nicht lange spüren, denn ein anderes, viel größeres, wird es überdecken.
Schmerz! Die Verwandlung ist mit vielen schmerzlichen Qualen verbunden. So höllisch, dass sie sich wünschen wird, zu sterben. Das Gift wird den Körper innerhalb von zwei bis drei Tagen vollständig in Besitz nehmen und zum Schluss bis zum Herzen vordringen. Die letzte menschliche Tat wird das Aussetzen des Herzschlags sein. Dann ist die Verwandlung abgeschlossen.
L darf nicht so viel Zeit verlieren, im Moment gibt es keine Zeugen, und das soll so bleiben. So versucht sie das Opfer soweit zu beruhigen, dass sie sofort beginnen kann.
Fast tut ihr die Kleine ein bisschen leid. Aber der Gedanke verschwindet so schnell, wie er gekommen ist.
Die meisten - besonders die ersten - ihrer Spezies wollten diese Verwandlung nicht, die Entscheidung traf aber immer jemand anderer. Auch dieser Mensch hier wird keine Wahl haben. Doch für weitere ausschweifende Erinnerungen hat sie jetzt keine Zeit. Das Opfer existiert sowieso nicht mehr lange als Sterbliche. Entweder ist sie tot oder wird als ein Wesen wie sie selbst wiedergeboren.
Bevor die junge Frau weiter reagieren kann, zieht die Jägerin sie in eine dunkle Ecke des Parkplatzes und heißt den Blutdurst in ihr willkommen. Der kurz davor begonnene kraftlose Schrei des Opfers verstummt unweigerlich.


Zuletzt von Rune am So Mai 13, 2012 6:34 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Verwandlung   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:33 am

Kapitel 2

Ein Bett!
Sie will ein weiches, gemütliches Bett mit flauschiger Bettwäsche. Dieses hier ist ihr eindeutig zu hart und zu kalt und etwas zum Zudecken fehlt ebenfalls. Müde öffnet Flora die Augen und schaut in den rabenschwarzen Himmel.
Ein leichtes Pochen pulsiert in zwischen ihren Schenkeln, als sie sich erschöpft aufrichten will. In Gedanken sitzt sie bereits aufrecht, aber in Wirklichkeit liegt sie immer noch so wie vorher. Sie will langsam den Kopf drehen und spürt eine Taubheit, welche ihren gesamten Körper erfasst hat.
Warum kann ich mich nicht bewegen? Und warum fühl ich mich so matt?
Das Ziehen im Unterleib klingt langsam ab und sie konzentriert sich zum ersten Mal auf ihre Umgebung. Sie befindet sich nicht im Bett, nicht einmal in einer Wohnung.
Wo bin ich? Warum liege ich hier?
Fragen, über Fragen, erfolglos kramt sie in ihrem Erinnerungskuddelmuddel.
Pustekuchen!
Nicht einmal ihren dröhnenden Kopf kann sie mit den Händen festhalten. Benommen sieht Flora aus ihren Augenwinkeln um sich. Denn die Augen sind alles, was sie bewegen kann.
Das ist ein Parkplatz!
Wie bin ich hergekommen?
Eine stechende, elektrisierende Hitze breitet sich im Unterarm aus und der ganze Körper zittert vor Anstrengung. Flora kommt es so vor, als sei sie ein Marathon gelaufen.
Hatte sie etwa einen Schock?
Und wie viele Emotionen kann man eigentlich gleichzeitig fühlen?
Ihr kommt es so vor, als stelle sie gerade einen Weltrekord darin auf.
Sämtliche Knochen kann sie nur vage spüren und in ihrem Schädel herrscht vollkommenes Chaos. Langsam steigt eine alles verzehrende Glut ihren Arm hoch und erschwert ihr, sich zu konzentrieren.
Heiß! Mein Arm! Er brennt fürchterlich!
Die Situation noch nicht begreifend versucht sie ihren Kopf zu schütteln.
Nichts!
Immer noch lässt ihr Körper keine Regung zu.
Wie in Trance schaut Flora in die Nacht, alles verschwimmt vor ihren Augen. Geistig ist sie voll da, nur körperlich ist sie wie festgebunden.
Sie ist immer noch unfähig sich zu bewegen,. Auch wie lange sie schon so am Boden liegt, weiß sie nicht..
Irgendwann hat Zeit ihre Bedeutung verloren.
In ihren Augenwinkeln erkennt sie eine Frau mit Wollmütze.
Wer ist das? Was macht sie da?
Das sind lächerliche Versuche einen klaren Gedanken zu fassen. Vage kann sie die Lage einschätzen.
Die Frau! Die Augen! Die Zähne!
Natürlich, die Frau ist ihre Verfolgerin gewesen.

Sie war vor kurzer Zeit - ob es sich um Minuten oder Stunden gehandelt hatte, wusste sie nicht mehr - sie war jedenfalls eine dieser Gassen entlang geschlendert. So eine, die man eigentlich zu so später Stunde meiden sollte. Aber dort hatte sie geparkt.
Es war eng, dunkel, kalt und feucht. Häuser mit gespenstisch aussehenden Fassaden säumten den Weg. Unglücklich schaute sie zum Nachthimmel hinauf.
Der Abend war die reinste Katastrophe gewesen.
Sie hatte alles vermasselt und glaubte sogar, dass ihr Date sie überhaupt nicht wahrgenommen hat. Die Mondsichel war nicht zu sehen, so blickte sie in das bewölkte Himmelszelt.
Weiter in Gedanken versunken steuerte sie auf den Parkplatz am Ende der Gasse zu. Ein Windhauch streichelte ihr über die Wangen und merklich zog sie den Kopf ein. Ihr kam es so vor, als ob die Temperatur innerhalb weniger Sekunden drastisch gesunken wäre. Instinktiv spürte sie etwas Unheimliches. An Außerirdische oder Fabelwesen glaubte Flora nicht, aber trotzdem verunsicherte sie die Dunkelheit.
Mit zu Schlitzen verengten Augen beobachtete sie die Umgebung. Vorsicht war die Mutter aller Porzellankisten.
Da bemerkte sie ihre Verfolgerin, die in einer sicheren Entfernung hinter ihr war, zum ersten Mal. Doch zu diesem Zeitpunkt hielt Flora sie für harmlos.
Wie man sich täuschen konnte.
Obwohl sie nicht sonderlich fror, umschlang sie mit ihren Armen die dunkle Winterjacke enger um ihren Körper. Ihre Fantasie spielte mal wieder einen Streich mit ihr. Ein Böe brauste stark durch die Gasse, so dass die geflochtenen Zipfel ihrer Norwegermütze wie wild flatterten. Da sah sie etwas im Augenwinkel.
Was war das?
Es kam ihr so vor, als ob sich gleich ein Raubvogel auf seine Beute stürzt. Außer ihrem Date wusste niemand, wo sie geparkt hatte. Das konnte gut oder auch schlecht sein.
Misstrauisch schaute sie über ihre Schulter.
Die Frau war immer noch hinter ihr, doch der Abstand hatte sich verkleinert. Wahrscheinlich fror die Dame mehr und beeilte sich, um zu ihrem Wagen zu kommen. Der Mantel sah nicht gerade warmhaltend aus.
Floras Schritte wurden nun auch schneller, den Parkplatz fest im Blick. Eine Gedankenflut raste durch ihren Kopf. Wenn es jemand auf sie abgesehen hatte, dann würde sie es denen nicht leicht machen. Denn der Tod stand für sie nicht zur Debatte. Plötzlich war sie sich ganz sicher, etwas war hinter ihr her. Nochmals blickte sie hinter sich.
Nein, die Frau war klein, schmal und sah nicht wie ein Kämpfertyp aus. Sie war keine Gefahr.
Hey, Irren ist menschlich.
Doch aus eigener Erfahrung wusste sie, dass man niemanden unterschätzen sollte.
Und wenn sie ein Lockvogel war?
Ich dachte, ich sehe Gespenster, wo keine sind. Warum habe ich nicht auf meinen Instinkt gehört?
Flora zählte nicht zu den Schlanken, aber auch nicht zu den Schwergewichtigen. Sie war irgendetwas da zwischen. Sie liebte Sport und besaß daher versteckte Kraft und Schnelligkeit. Ihr Training war hoffentlich doch nicht ganz umsonst, wie ihre Mutter immer behauptete. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie damit viel ausrichten konnte. Trotzdem völlig wehrlos war sie nicht.
Eine für langer Zeit vergessene Emotion kroch ihren Hals empor: Angst!
Der Körper begann leicht unkontrolliert zu zittern. Die bekleideten Handflächen produzierten übermäßig Schweiß, was ihr bisher noch nie passiert war. Binnen weniger Augenblicke war sie am anderen Ende der Gasse und am Parkplatz angekommen.
Hektisch suchte Flora die Autoschlüssel, während sie zum Mini stürmte. Währenddessen will sie sich mit schönen Gedanken beruhigen.
Was war sie doch für ein Angsthase! Dabei hatte sie schon ganz andere Sachen gepackt.
Na, toll! Das sollten schöne Gedanken sein. Selbst das bekamm sie nicht hin.
Nervös blickte sie sich um. Die Frau war weg!
Oh, mein Gott! Sie haben die Frau erwischt!
So ein Blödsinn!
Wieder spürt sie eine Bewegung und diesmal direkt neben ihr.
Zu dicht!
Jemand musste ihr oder der Frau gefolgt sein. Das Auto war ihre Rettung!
Unsicher, wie viele es waren, lief sie es über den Platz. Insgeheim betete sie, dass es sich nur um eine Person handelte. Denn dann gab es die Hoffnung, sich wehren zu können. Nichtsdestotrotz bedeutete das, sie muss sich verteidigen. Folglich konnte es sein, das sie diesen Kampf nicht überleben würde und rechnete sich im Kopf die Chancen dafür aus. Leider kam sie bei jeder Gleichung auf das selbe Ergebnis: Null.
Null wie Tod!
Flora, mal doch den Teufel nicht an die Wand. Die Situation ist zwar unheimlich und beängstigend, aber sterben! Schwachsinn!
Frustriert ballte sie die Hände zu zwei alles zertrümmernde Fäuste, bereit für den eventuell bevorstehenden Angriff.
Plötzlich stand die junge - noch vor wenigen Minuten verschwundene -. Frau neben ihr. Sie glaubte, das diese sie warnen wollte und schaute sie fragend an, aber die Frau sah nur die gesamte Zeit auf ihren Hals. Flora räusperte sich.
Dann hob die Verfolgerin den Kopf, wobei die Wollmütze verrutschte und ihre Augen ein Stückchen freigaben.
Was war das?
Rot!
Richtig, ihre Augen waren rot! Nein, verdammt noch mal! Sie sind rot!
Obwohl sie sich nichts anmerken lassen wollte, konnte sie ihre Gesichtszüge nicht so schnell kontrollieren. Für andere war ihr Gesicht wie ein offenes Buch. Selbst ihre Mutter sagte, dass sie ihre Stimme gar nicht bräuchte, weil sie alles mit ihrer Mimik ausdrücken konnte. Jetzt zeigten ihre Züge, wie sehr sie überrascht war.
Flora hatte vorher nie einen Albino gesehen.
Interessant!
Ihre Schwester Finia würde jetzt alles systematisch analysieren, aber Flora hörte lieber auf ihr Gefühl. Nach ihrer kurzen Musterung würde das äußere Erscheinungsbild passen: blasse Haut, weiße Haare und die roten Augen. Der Mund der Frau verzog sich zu einem Lächeln.
Oh, mein Gott!
Durch den zum breiten schelmischen Grinsen verzogenen Mund erhaschte Flora einen Blick auf ihre weißen …. Zähne?
Das waren keine normalen Zähne. Sie sahen aus wie Reißzähne. Zähne eines Vampirs. Das konnte nicht sein. Vampire gab es nicht. Vielleicht waren sie operiert.
Flora trat der Angstschweiß auf die Stirn.
Sie stand vor einer Verrückten.
Das hier war nicht gut! Das war alles andere als gut!
Das Herz schlug ihr schnell und hart gegen die Brust, dass es wehtat. Ihr Atmen beschleunigte sich. Hektisch suchte sie mit den Augen eventuelle Möglichkeiten der Flucht.
Das war eine Irre, die sich für ein Vampir hielt. Sie konnte die schlechte Aura spüren, welche diese Frau umgab.
Warum hatte sie es vorher nicht gespürt?
Normalerweise glaubte sie nicht an solchen Esoterikquatsch, aber in diesem Moment fühlte sie es deutlich. Die dunkle Aura war so stark, dass sich sämtliche ihrer Härchen aufstellten. Sie überwand den Drang zurückzuweichen, denn damit könnte sie der Durchgeknallten einen Anlass geben, sie anzufallen. Flora wusste nicht, was sie erwarten konnte.
Sie dachte noch, mehr als sterben konnte ich nicht.
Wie sehr man sich irren konnte.
Langsam aber sicher verfiel Flora in Panik. Mit Lichtgeschwindigkeit rasten ihre Gedanken die Gehirnwindungen entlang.
Hektisch versuchte sie die Distanz zu ihrem Auto auszurechnen. Doch es war zu spät. Die weibliche Person hob kurz, wohl zum beschwichtigen, die Hände und blitzartig ohne ihr noch Zeit für eine weitere Planung zu lassen, zog sie Flora in eine dunkle Ecke. Vor Schreck und Angst kreischte die Gepackte in den hellsten Tönen und schlug wild um sich. Nichts! Hart wie Granit! Die Verfolgerin schnappte sich ihre Hand und dann folgte ein Stich.
Aua!
Plötzlich versagte ihr die Stimme. Dunkelheit umschloss sie und alles was sie fühlen konnte, war dieser saugender Schmerz in ihrem Handgelenk, der sich im nächsten Moment in Ekstase. verwandelt. Oh Gott, ein Orgasmus!

Und wie lange das Wesen - denn das es kein Mensch ist, wurde mit jeder weiteren Sekunde klarer und klarer - nun schon gierig Blut aus ihrem Körper zieht, weiß sie nicht. Alles was sie spürt, ist eine gewaltige Hitzewelle, die durch ihrem Arm schießt.
Wehrlos liegt sie teils auf dem Boden und teils in den Armen der merkwürdigen Fremden. Die ihre - echten - Reißzähne tief in Floras Unterarm gerammt hatte.
Bin ich das Opfer eines Vampirs? Aber die gibt es doch nicht, die entstanden in der Fantasie eines Autors, oder etwa nicht? Man sagt ja, in jeder Geschichte liegt ein Stücken Wahrheit.
Mit halbgeöffneten Augenlidern beobachtet sie die Situation und probiert nochmals einige Bewegungen aus. Aber, außer dem feurigen Schmerz, der inzwischen vom gesamten Arm in Besitz genommen hat, nichts! Das bedeutet, sie konnte nur zuschauen.
Je größer der Blutverlust ist, um so schwieriger wurde es die Konzentration zu behalten. Sie verwendet viel Kraft dafür nicht in dem Nebel, der vor ihrem inneren Auge aufzieht, zu versinken. Denn sie weiß, wenn sie das Bewusstsein verliert, würde sie nicht wieder aufwachen. Doch warum sich wehren, wenn der Kampf bereits verloren ist.
Plötzlich mit einem Ruck und ohne Vorwarnung wurde die Frau nach hinten gerissen und Flora schaut in giftgrüne Augen mit Schlitzen statt Pupillen. Diese sehen noch gefährlicher aus und sind ebenfalls nicht menschlich. Aber was hat sie auch anderes erwartet.
“Lauf!”
Ihre Nackenhaare stellen sich beim Klang der männlichen Stimme auf. Das ist keine normale Stimmlage. Es hört sich an, als wenn zwei Personen gleichzeitig sprechen. Ihr Retter kehrt ihr bereits den Rücken zu und kauert sich hin. Das weibliche Wesen hat er fest im Blick.
Entweder steht sie noch unter Schock oder sie ist noch gelähmt. Denn an Laufen ist so wenig zu denken wie an Fliegen - beides war in diesem Moment nämlich unmöglich. Vielleicht machen die Vampire ihre Nahrung - sie - so bewegungsunfähig oder versetzen sie in eine Art Trancezustand. Wenn die Blutsauger ihrer Beute hinterherhetzen müssen, würde auch blöd aussehen. Sie gelten ja als cool. Sie fühlt sich jedenfalls so: körperlich ist sie eine Stein, selbst einer Statur konnte sie mit ihrer Starre Konkurrenz machen und im Geiste ist sie zu hundert Prozent im Einsatz. Doch das nützt ihr nun sehr wenig, außer um innerlich Witze zu reißen. Und was war das für ein sexuelles Erlebnis, was sie erfahren durfte? Oh, Mann. Das übertrifft alles bisher erlebt.
Irgendetwas hat sich verändert. Sie ist unerträglich diese Glut im Arm. Es kommt ihr so vor, als wenn sie die Haut über tausend brennende Kerzen hält. Sie braucht etwas um die Flammen zu löschen. Aber was? Die Qual nimmt weiterhin zu und beherrscht fast sämtliche ihrer Gedanken. Sie sucht mit den Augen nach der schmerzenden Stelle und erblickt einen zerrissenen Ärmel mit einer tief klaffende Wunde.
Na großartig!
Ihr Schicksal mit einem Atemstoß hinnehmend, beobachtet sie angstvoll die neue Situation vom gleichen Platz aus.
Der Grünäugige hielt sich noch zurück und befindet sich in Lauerstellung. Das weibliche Wesen macht sich zum Angriff bereit. Plötzlich stürmt sie auf uns beide zu und er erwidert ihre Reaktion mit einem wilden Schrei und kontert. Flora verfolgt das Gefecht wie gebannt.
Der Kampf ist erbarmungslos und beide Gegner scheinen gleich stark zu sein. Schonungslos gehen sie aufeinander los. Sie gleichen alten erprobten Kriegern, die wissen wie man tötet.
Ein Windstoß bringt ihr Haar durcheinander und treibt die kalte Luft quer über den Parkplatz. Von dem wehenden Duft getrieben, flattern die Nasenflügel beider Wesen und gleichzeitig wird Flora aus roten und grünen Pupillen angestarrt. Sie schluckt schwer, eine weitere Regung die möglich ist.
Das kann nicht sein!
Sie kennt das männliche Gesicht. Flora hat es heute bereits vor Augen gehabt.
Arne!

Sie waren heute Abend zusammen im Kino gewesen.
Nach dem Filmende stand sie in einer Menschenmasse und wurde in Richtung Ausgang gedrückt. Alle waren dicht aneinander gedrängt und es herrschte ein großes Stimmengewirr. Der von Lichtröhren beleuchtete Raum war riesig, sodass sie die Decke nur erahnen konnte.
Sie schätzte, dass sich im Moment über 100 Personen gleichzeitig darin aufhielten und versuchten die Türen zu erreichen, wie sie auch. Überall hingen große Poster von aktuellen Filmen.
Es war eines dieser neuen, großen Kinos einer Kinokette mit acht bis zehn Säle.
Kleine Familienkinos gefielen ihr besser. Da überwiegten noch Persönlichkeit und der Wohlfühleffekt. Doch die hielten sich nie lange in Großstädten. In den Ketten, wie Cinestar, Multiplex oder wie sie alle heißen, fühlte sie sich wie auf einem Fließband: Warteschlange - Kasse - Ticket - Shop - Popcorn - Kinosaal - Film.
Von mehreren Seiten wurde sie angerempelt und hin und her gestoßen.
Es waren ihr eindeutig zu viele Menschen und sie verspürte den großen Wunsch, sich einfach wegbeamen zu lassen. Dabei ging sie alle ihr bekannten Möglichkeiten durch: Raumschiff Enterprise, Bezaubernde Jeannie, Verliebt in eine Hexe, X-Men. Sie hatte sogar in Erwägung gezogen nach einem Wächter des Lichts aus Charmed um Hilfe zu schreien. Selbst ein fliegender Superman war ihr zu diesem Zeitpunkt recht. Sie schaute verwirrt nach allen Seiten.
Sie war nicht allein hier, sie hatte ein Date.
Die Verabredung war ein vergeblicher Versuch den Arbeitskollegen Arne von ihren Fähigkeiten als seine Freundin zu überzeugen.
Wie jämmerlich sie doch war.
Ihr Blick durchsuchte die Menge nach jemand Bekannten, aber das Gesicht war wie weggeblasen, ausradiert, einfach gelöscht.
Da packte ein Mann ihre Hand und zog sie sacht mit sich. Er überragte die Menschenmenge problemlos mit seinen fast zwei Meter, so hob sie den Kopf, um ihn genauer ansehen zu können. Sein Haar war blond und sie erinnerte sich, dass es in der Sonne golden glänzte.
Diese Person hatte sie gesucht.
In diesem Moment war er ihr Ritter in glänzender Rüstung auf seinem weißen Ross. Sein Lächeln war ein Sonnenaufgang, auch wenn es nie ihr galt und bei jedem Blick in seine hellbraunen Augen setzte ihr Herz einen Schlag aus.
Doch dieser Abend war der absolute Reinfall und alles war ihre Schuld.
Warum musste sie ihn auch zu einem Kinobesuch überreden?
Er hasst Kinos. Was hab ich mir dabei gedacht?
Zu ihrem Leidwesen kam er trotzdem mit und ließ sie zu jeder Zeit spüren, wie unwohl er sich fühlte. Für ihn war der Kinobesuch eine Tortur. Brav besorgte er die Tickets, kaufte ihr Popcorn, führte sie zu den Sitzen, aber er lächelte sie niemals an. Sie musste zugeben, dass es sogar ein kleines Erlebnis war, denn so kannte sie ihn noch nicht.
Bereits nach zehn Minuten, nachdem der Film begonnen hatte, griff seine Hand in regelmäßigen Abständen in die Popcorntüte. Sie hatte sich extra die große Familienpackung von ihm besorgen lassen. Aber es dauerte lediglich eine Viertelstunde, dann war sie leer. Danach fing er an mit dem Fuß zu wippen, was er bis zum Ende des Films nicht mehr einstellte. Die Krönung des ganzen Schlamassels war, dass er sie einfach im Kinosaal stehen ließ. Plötzlich war er verschwunden.
Während sie sich frustriert zum Ausgang schleppte, überlegte sie, was sie falsch gemacht hatte. Hatte sie was falsch gesessen? Geschmatzt? Mundgeruch? Schnell überprüfte sie den letzten Verdacht.
Nein! Das war es nicht.
Doch egal, was für Einfälle ihr kamen, sie wurde aus seinem Verhalten nicht schlau. Sie vergötterte ihn und er flüchtete vor ihr, sogar aus einem Kino.
Jetzt stand er wieder vor ihr und schirmte sie vor der drängelnden Masse ab.
Warum war er zurückgekommen? Hatte er etwa Mitleid? Dachte er, dass sie nicht auf sich aufpassen konnte? Ein Hoffnungsschimmer keimte auf: vielleicht mag er sie ja doch.
Flora, hallo!
Arne war der Sexgott - inoffizieller Beiname in ihrer Arbeitsstelle - schlechthin und sie war die graue - alles verscheuchende - Maus.
Mit diesen Schwall von einem Gefühlschaos stürmte sie immer noch ihre Hand in seiner mit der Menge in die tiefschwarze Nacht.
Draußen löste sich die Menschenmenge auf, auch die Wärme seiner Hand war vollständig weg und sie blieb allein zurück. Wieder hatte er sich spurlos verdrückt.
Das gibt es doch nicht. So ein Mistkerl!
Er hatte sie tatsächlich noch mal sitzen lassen. Zwei Demütigungen an einem Tag, das war eindeutig zuviel für ihr - sowieso schon in Mitleidenschaft gezogenes - Ego. Dann war sie in die dunkle Gasse in Richtung Parkplatz verschwunden und das Grauen hatte begonnen.

Aber das konnte unmöglich Arne sein.
Immer noch wurde aus vier - nicht menschlichen - Augen angestarrt. Die Verfolgerin bleckte sich die Zähne und machte sich zum Sprung bereit.
Doch sofort hat der Kämpfer sich auf die Gegnerin gestürzt, um sie festzuhalten. Flora versucht noch einen Blick auf sein Antlitz zu erhaschen, aber es scheint ihr, als wenn sich der Retter hinter dem Rücken der Frau versteckt. Mit dämonischer Stimme brüllt er ihr ohrenbetäubend zu:
“Verschwinde! Sofort!“ Erst jetzt wird sich Flora der Gefahr richtig bewusst.
Witzbold!
“Ich versuche es ja!”
Hey, ich kann sprechen.
Sie unternimmt einen erneuten Versuch, sich zu bewegen. Wenn sie sprechen konnte, dann sind die anderen Funktionen vielleicht auch wieder machbar. Schrittweise gewinnt sie die Beherrschung ihres Körpers zurück. Doch wohin soll sie laufen, wenn sie sich wieder bewegen kann. Vielleicht zum Auto, doch keine Chance. Genau zwischen ihr und dem Mini sind gerade zwei Wesen dabei, sich gegenseitig niederzumetzeln. Das heißt, durchstürmen ist keine gute Idee. Sie würde den Wagen nie rechtzeitig erreichen. Außerdem gibt es noch ein weiteres Problem: das Autoschloss. Sie schaut auf ihre nun zitternde Hand.
Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?
Trotzdem wird es schwierig, denn sie braucht Zeit, um den Schlüssel - mit der nicht ganz wackelfreien Hand - in das Schloss zu stecken. Warum hatte Finia die Fernbedienung noch nicht reparieren lassen? Verflucht!
Das nächste Hindernis ist die Öffnung der Tür, das Springen in den Sitz, diese dann wieder zu schließen und zu verriegeln. In Gedanken zählt sie die Sekunden zusammen, die sie dafür benötigen würde. Also selbst wenn sie das Auto erreicht und sich drinnen verschanzt hätte - was bei der Geschwindigkeit, von welcher sie eben Zeuge wurde, ein totaler Reinfall geworden wäre - könnte eines der Wesen erstens mit der bereits rausgerissenen Tür Fußball spielen und zweitens aus dem Rest ihres Mini Kleinholz für den Kamin fabrizieren. Also, das Auto als Fluchtmittel zu benutzen, ist gestrichen.
In der Zwischenzeit probiert sie es weiter, sodass vor Anstrengung Schweißtropfen auf ihre Stirn treten. Doch da, es klappt.
Jippi, jippi, jeh. Flora, du schaust zu viele Western. Und jetzt nichts wie weg.
Sie versucht sich mit dem Arm abstützend aufzurichten. Der stechende Schmerz im Arm gewinnen die Oberhand und Floras Hinterkopf schnellt hart gegen den Betonboden. Erschöpft schließt sie die Augen und wartet das Pochen und das Schwindelgefühl, das daraufhin begonnen hat, ab. So groß sieht die Wunde gar nicht aus und trotzdem verursacht sie solche Qualen.
Vielleicht ist es eine Blutvergiftung?
So etwas hatte sie bisher noch nicht und kennt daher keine Symptome. Egal was mit ihr geschieht, es ist alles andere als normal. Mühsam versucht sie nicht das Bewusstsein zu verlieren und rappelt sich stöhnend auf. So stolpert sie blind vor Schmerzen die Gasse entlang zu der hell beleuchteten Hauptstraße des Stadtzentrums.
Warum tut es auf einmal so weh?
Noch benommen und unter Schock bringt sie sich in einen sicheren Abstand zum Kampfgetümmel. Sie schaut über ihre Schulter zum Platz des Geschehens.
Die Krieger sind so schnell, dass sie dem Gemetzel nicht mehr mit ihren Augen verfolgen kann, nur das Brüllen, Schreien, Fetzen und Stöhnen kann sie mit ihren Ohren vernehmen.
Ich muss verrückt geworden sein! Ist das wirklich passiert? Und warum sah der Retter wie Arne aus?
Doch bevor Flora die Gedanken zu Ende bringen konnte, hüllt die Dunkelheit der Gasse sie bereits ein wie ein Umhang und während sie in die Finsternis hineintorkelt, werden die noch kleinen Flammen im Arm zu einem Feuer geschürt. Sie spürt nichts mehr außer höllische Schmerzen.
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BeitragThema: Verwandlung   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:38 am

Kapitel 3


Es ist alles seine Schuld. Warum hat er sie allein gelassen? Gefühle bedeuteten für ihn schon immer Probleme und aus diesem Grund ist sein Auftrag gescheitert.
Er sieht ihr nach, wie sie die Gasse torkelnd entlang stürzt. Wieso hat er dieses Prickeln zugelassen? Im Kino hatte dieses Gefühl ihn vollkommen kontrolliert. Er hatte sich ablenken müssen, doch das war schwieriger als gedacht. Das Popcorn war schon nach wenigen Minuten weg und er konzentrierte sich auf einen Fehler auf der Leinwand. Nicht einmal den Film hatte er mitbekommen, so konnte er nicht sagen, ob er gut war oder nicht. Und jetzt war es eingeleitet worden, die Verwandlung. Flora würde zu seinem Feind werden, einem Vampir. Davor sollte er sie schützen, doch er hat kläglich versagt. Wie hat er das zulassen können?
Da greift ihn die Kriegerin an. Sie springt auf ihn zu und umklammert mit ihren Händen seinen Hals. Er muss sie loswerden, die Kriegerin darf nicht zu einem Biss kommen. Ihr Gift verwandelt zwar die Menschen, aber ihn wird es töten. Ein kurzer Prozess, das ist seine einzige Chance zu gewinnen und Flora ist so weit entfernt, dass sie es nicht mehr mitbekommen konnte. Schnell packt er ihren rechten Arm und wirbelt sie mit einem Satz über den Parkplatz auf die Frontscheibe eines Landrovers, die in tausend Glassplittern zerschellt.
Das ist also L, die beste Killerin des Cataldo-Clans. Er hätte nie gedacht, mal das Vergnügen zu haben, gegen sie zu kämpfen. Das Problem mit Vampiren ist, dass ihre ernorme Stärke und Schnelligkeit nicht zu erkennen ist. Auf der Motorhaube hockt eine junge, zierliche Frau mit einer langen, vom Kampf wirren, silberblonden Mähne. Er beobachtet, wie sie sich erneut in die Angriffsstellung begibt. Ihre feuerrot lackierten Krallen sind tief in das Metall geschlagen und ihre, von dem frischen Blut, leuchtenden Augen sprühen durch den Haarvorhang hindurch wilde Funken. Die Schultern beben vor Wut. Er hat sie schließlich bei der Ausführung eines Auftrages gestört. Der Atem entweicht stoßweise aus ihrem zusammengekniffenem Mund. Er schätzte es als eine Reaktion zur Beruhigung der Nerven ein. Genau das darf er nicht zulassen. Wenn sie wütend und aufgebracht ist, wird sie unvorsichtig. Das konnte er als Vorteil nutzen, um sie leichter zu überwältigen. Trotzdem zögert sie, ihn anzugreifen. Das konnte nur bedeuten, dass sie nun weiß, was er ist. Vampire sind Meister im Tarnen, aber sein Stamm übertrifft diese Kunst bei weitem.
Denn offiziell war seine Art durch die Vampire vernichtet worden. Es war ein blutiges Gefecht, welches über viele hunderte Jahre ausgetragen wurde. Beide Seiten verloren viele Krieger und Kriegerinnen. Mutige Kämpfer, die fest an ihren Glauben und Einstellungen festhielten und sie unterlagen am Ende den Italienern, die keinen am Leben ließen. So heißt es. Aber es haben welche überlebt, wie er. Jetzt leben sie versteckt unter Menschen in einer geheimen Organisation, in der nur Auserwählte zutritt haben.
Leider hat er sich hinreißen lassen, in Erinnerungen zu schwelgen und lässt sich daher durch eine Regung unweit des Parkplatzes ablenken. In den Augenwinkeln bemerkt er plötzlich eine Bewegung. Seine Sinne hatte er über Jahrhunderte geschärft. Er kann mit Sicherheit sagen, dass das nichts mit dem Wind zu tun hatte.
Sie sind nicht allein?
Es ist jemand hier. Jemand anderes, der den Kampf beobachtet hatte. Er atmet tief ein. Aus dem Duft, der seine Lungen füllt, erkennt er nur Floras Parfüm als menschlich. L besitzt keinen eigenen Geruch, nur das leichte Fliederaroma ihres Shampoos kann er zwischen den Duftspuren der Umgebung ausmachen. Als er einen weiteren kurzen Luftzug nimmt, sticht ihm eine weitere Note in die Nase. Eine, die vorher noch nicht da war. Es handelt sich um Sandelholz, Leder und ein Hauch Moschus. Der Duft eines, ebenfalls geruchlosen, Mannes. der eindeutig nicht von ihm stammt. Wie sehr man sich doch mit Shampoo, Duschgel und Weichspüler verraten kann.
Innerhalb weniger Millisekunden suchen seine Dämonenaugen den Parkplatz und die darum befindlichen Gebäude ab. Stille! Kein Laut, keine Regung, selbst der männliche Duft ist verschwunden. Nur noch Floras schweres verführerisches Parfüm liegt in der Luft. Nur noch! Plötzlich überkommt ihn eine schlechte Vorahnung. Sein Blick schnellt zum Landrover zurück.
L ist nicht mehr da! Langsam lässt er seinen Blick schweifen. Blitzartig springt er von einer Stelle zur nächsten. Wenn L denkt, sie kann ihn aus dem Hinterhalt angreifen, dann liegt sie falsch. Nach weiteren Versuchen ist er verwirrt. Die große Kriegerin L verschwindet, bevor der Kampf beendet wurde.
Aber wie hat sie das geschafft? Eine Regung ist ihm nicht aufgefallen. Sie muss schneller sein, als alle anderen ihrer Art, die er kannte.
Wie kann sie es wagen? Ihn - Arn Hartzburger - einfach stehen zu lassen, obwohl er sie töten wollte.
Das er das noch mal erleben darf.
Für ihn wäre es ein leichtes gewesen, sie zu töten. Nun hofft er auf eine erneute Chance. Er hat so viele Vampire getötet, dass er aufgehört hatte zu zählen. Diese hier wird zwar eine von vielen aber seine letzte Leiche sein. Töten war für ihn Routine geworden und erst seit kurzer Zeit wusste er, dass er das nicht mehr wollte.
Töten! Doch diesen Auftrag würde er beenden. Er hat schon genug Scheiße gebaut. Er würde kurzen Prozess machen, ihr dann den Kopf und sämtliche Körperteile abreißen und sie verbrennen. Kurz und schmerzlos, so wie er es bevorzugt.
Nun macht er sich auf Flora zu folgen. Sie hat bereits die Hauptstraße erreicht und stützt trunken den Gehweg entlang. Er nimmt an, dass sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Ort des Grauens bringen wollte.
Er tretet aus dem Schatten der Gasse und sofort sticht ihm das Reklameschild des Kinos in die Augen. Hier hat es begonnen - der katastrophale Abend, seine Niederlage. Was die anderen Wächter mit ihm machen würde, daran will er im Moment nicht denken.
Keine einzige Person ist zu sehen, obwohl diese Straße das Herzstück der Stadt für Autofahrer darstellte.
Großartig!
Sie sind allein. Er sieht, wie sie schwankend auf eine Laterne zusteuert und sich dagegen lehnt. Das ist der beste Augenblick. Sie ist unkonzentriert, und so schleicht er sich mit leisen Sohlen heran. Ihr Duft weht in seine Nase.
Unsere Seelenpartnerin! - flüstert der Dämon in ihm zu. Aber er widerspricht ihm, für ihn wird sie nie eine Gefährtin sein. Er hat mit dem Gedanken gespielt, aber jetzt ist es nicht mehr möglich. Er würde niemals einen Vampir als seine Lebenspartnerin akzeptieren. Langsam streicht er ihr über das Haar, sie bemerkt es nicht. Sie muss wirklich erschöpft sein, was aber nach dem Abend kein Wunder ist. Er mag ihre Haut, sie ist so weich.
Flora war knapp ein Meter sechzig groß und besitzt die genau richtigen Rundungen für eine Frau. Flora besitzt eine innere Schönheit, die ihn fasziniert und fesselt. Für ihn ist sie perfekt. Er lächelt bei dem Gedanken, wie er diesen Auftrag bekommen hatte.

Tristan rief ihn zu sich und teilte ihm diese Beschützernummer mit. Er weigerte sich, normalerweise bekam er andere Aufträge. Tödliche Aufgaben waren eher seine Kragenweite. Er hielt diesen Auftrag für unter seinem Niveau. Zusätzlich war es erforderlich, eine emotionale Bindung einzugehen, wozu er absolut nicht bereit war. An Freundschaften zwischen Mann und Frau glaubt er nicht. Doch Tristan ließ ihm keine andere Möglichkeit, oder besser gesagt: Wahl. So bekam er den Hausmeisterjob in Tristans Hotel, wo sie beschäftigt war. Eigentlich ist ihm bewusst, wie er auf Frauen wirkt, aber dort war er der absolute Frauenschwarm schlechthin. Wer die Coca-Cola-Werbung mit dem Hausmeister kennt, kann es sich ungefähr vorstellen. Überall wurde er von Frauen aufgelauert. Jetzt wusste er, warum sich Tristan nur selten dort blicken ließ. Die einzige Person, die nicht wie eine läufige Katze hinter ihm herhetzte, war Flora. Sie war anders. Auf dem Foto, welches ihm Tristan ausgehändigt hatte, war sie eine graue Maus. Eine Frau unter vielen, nichts sagend und in der Menge untergehend. Aber als er sie das erste Mal mit eigenen Augen gesehen hatte, war er wie sogar ein bisschen enttäuscht gewesen.
Er kam die Hotellobby herein. Es war ein großes Vier-Sterne -Hotel, wo hauptsächlich Privilegierte, Geschäftsmänner und -frauen abstiegen. Da hörte er ein Lachen, es war so ansteckend, dass sogar er schmunzeln musste. Es kam aus einem Raum hinter der Rezeption. Da er bereits die Arbeitskleidung trug, marschierte er neugierig zu der Tür.
Er ließ seinen Blick durch ein Büro schweifen. Der Raum war klein und hell. Eine Front bestand komplett aus Glasfernstern, so dass tagsüber kein künstliches Licht nötig war, um das Büro zu beleuchten. Mehrere Schreibtische standen zu einem Kreuz geformt aneinander. Personen saßen an den Tischen und eine kleine Gruppe hatte sich an der Fensterfront versammelt. So überprüfte er zuerst die ihm zugewandten Gesichter nach dem Antlitz vom Foto.
Fehlanzeige.
Dann sah er sie. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Ihre Frisur passte zum Foto und er ordnete sie in den Bereich Durchschnitt ein, nichts was ihn reizen könnte. Das sollte ein einfacher Job für ihn werden. Sie war nicht hübsch oder bezaubernd, doch sie strahlte Fröhlichkeit aus, was ihm gefiel.
Einige Tag beobachtete er sie nur. Flora lächelte den ganzen Tag, trieb Scherze, brauchte traurige Kollegen zum Kichern. Auch ihre Füße konnte sie nicht stillhalten, sie lief nicht, sondern tanzte zu einer nicht hörbaren Musik durch den Raum.
In der zweiten Woche beschloss er, Kontakt herzustellen. Er musste dafür nur ein Gespräch mit ihr beginnen, egal wie. So manipulierte er abends einige Deckenlampen und den Kopierer. Der Hilferuf am nächsten Tag ließ nicht lange auf sich Warten. Als er in das Büro eintraf, waren alle Blicke abgesehen von einer Person auf ihn gerichtet. Er bemerkte Flora am Schreibtisch. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und tippte konzentriert eine Zahlenreihe ein.
Er wollte einen Schritt auf sie zugehen, wurde jedoch von einer schon etwas reiferen Blondine aufgehalten. Sie roch stark nach einem schweren Rosenparfüm, nicht so frisch und leicht wie Flora. Betörend ließ sie ihre Finger über seinen freien Unterarm gleiten. Sie war eine Versuchung, aber nur für seinen Durst. Ein willkommenes Geschenk für das Monster in ihm. Während er auf ihren tiefen Ausschnitt starrte, malte er sich die Möglichkeiten aus, um diesen Durst zu stillen. Doch er verwarf jede, die ihm einfiel. Ihr Verschwinden würde auffallen, und zwar schnell. Mehrere Bürohengste beobachteten ihn genau. Also nach den männlichen Kollegen zu schließen, war sie sehr beliebt in diesem Büro und er glaubte auch zu wissen, warum. Er verfluchte sich. Sein Durst hatte ihn tatsächlich von seiner Aufgabe abgelenkt.
Doch als er wieder die Frau an dem Schreibtisch in Augenschein nehmen wollte, war sie nicht mehr dort. Wo war sie hin? Warum hatte er es nicht bemerkt? So ein Mist! Jetzt musste er sie auch noch suchen, um diese verdammte Verbindung herzustellen. Schnell versuchte er die Weiberschar abzuwimmeln, was gar nicht so einfach war. Das umherströmende Östrogen beherrschte seinen Geruchsinn. Der Ausgang wurde von der Meute versperrt.
Mit seinen Augen suchte er eine Option zum Entkommen und fand sie in dem Kopierraum. Frustriert lehnte er seine Stirn gegen die zugesperrte Tür.
Menschenfrauen waren ja so anstrengend.
Wie sollte er jetzt unbeschadet die Tür zur Lobby erreichen? Er kannte seine Anziehungskraft auf weibliche Menschen. Bevor er an der Tür angekommen wäre, hätten die Weiber seine Kleider zerfetzt. Und den restlichen Tag nackt herumzulaufen war in einem Hotel keine gute Idee, obwohl ihn das privat nicht störte. Ein Fluchtplan musste her.
Erst jetzt bemerkte er den Kopierer, der noch lief. Er war nicht allein. Hoffnung keimte in ihm auf, dass es vielleicht Flora war. Andere Wege hatte er im kleinen Zimmer nicht bemerkt, so dass dieser Raum die einzige Alternative war. Seine Nase zog vorsichtig den umherströmenden Duft ein. Ihr Parfüm war unverkennbar. Sein Herz machte einen Sprung. Sein Herz! Sehr lustig! Sein Herz wurde schon viele Jahre von seinem Dämon dirigiert. Also unmöglich. Neugierig über ihre Reaktion drehte er sich um und lehnte sich lässig an die Tür. Ihr Gesicht besaß etwas Lebendiges und er konnte ihrer Mimik folgen wie den Worten in einem Buch. Er sah Angst, Neugier und Faszination in ihrem Antlitz. Das war ja besser als Fernsehen. Gebannt schaute sie ihn aus ihren glänzenden Augen an. Ihm war so, als wenn er in flüssiges Silber sah. Plötzlich begann der Kopierer an zu fiepen, und so wurde sie abgelenkt
“Mist!”
Mit diesem Wort kappte sie das geknüpfte Band der Augen und schaute mit zusammengezogenen Augenbrauen zum meckernden Gerät. Diese Unterbrechung störte ihn gewaltig, obwohl ihm nicht klar war, wieso? Eigentlich fand er sie nicht anziehend oder sexuell erregend. Er mag sie nur. Aber trotzdem wunderte er sich selbst darüber, dass er über Trennung ihres Blickkontaktes so traurig war und mehr wollte. Bloß warum?
“Hallo.”
Hungrig noch einmal in ihre Augen schauen zu können, versuchte er mit seiner verführerischen Stimme, sie wieder dazu zu zwingen, ihn anzusehen. Doch es klappte nicht. Sie wand sich dem Kopierer zu und sammelte die Unterlagen ein.
“Guten Tag.”
Antwortete sie leise ohne ihn anzusehen.
Die schroffe Erwiderung verwirrte ihn. Jede weibliche Person des Hotels schmachtete ihn an, wieso sie nicht? Dann wäre es einfacher gewesen. Außerdem musste er irgendwie ein Gespräch anzetteln. Arn stieß sich von der Tür ab und näherte sich Flora.
“Kann ich helfen?”
Erstmal harmlos anfangen. Freundschaften schließen sich nicht von heute auf morgen.
“Nein, ich rufe am besten den Hausmeister.”
Oh! Welch ein Zufall und glückliche Fügung.
“Nicht nötig, der ist schon hier.”
Jetzt schaute sie ihn doch an. Zwar entgeistert, aber er konnte sich in den tosenden Silbersee fallen lassen.
“Sie!?“
Wieso fragte sie das?
Sah er etwa nicht aus wie ein Hausmeister. Er überprüfte seine Kleidung: Blaumann, dreckiges T-Shirt, Stahlkappenschuhe. Also wie ein Büroheini sah er nun wirklich nicht aus.
“Oh, natürlich. Ich bin ein bisschen unpassend gekleidet. Ich komme gerade aus der Oper, wissen Sie. Normalerweise besteht meine Arbeitskleidung aus einem Armani-Anzug mit Hotellogo und einer Fliege. So weiß jeder sofort, dass ich ein Hausmeister bin.“
Ein kleiner Scherz musste sein. Vielleicht konnte er sie aus der Reserve locken.
“Ja, das würde es erklären, dass ich sie nicht sofort erkannt habe.”
Sie hat Humor, wie erfrischend. Er entdeckte immer mehr interessante Seiten an ihr.
“Lassen Sie mich mal ran.”
Und das meinte er so zweideutig, wie es geklungen hatte. Er trat noch dichter und streifte mit seiner Hüfte ihren Unterarm. Ihr Hitze drang durch seine Hose. Arn fühlte das schnell schlagende Herz.
War sie nervös?
Er nahm ihren Körperduft wahr, der sich nun mit Östrogen mischte.
War das Lust?
Als sie zurückwich, machte sein Herz einen erneuten Sprung. Also ganz kalt konnte er sie nicht lassen, wenn sie so auf ihn reagierte. Vielleicht war Freundschaft gar nicht notwendig. Er würde sie einfach dazu bringen, wie alle anderen hechelnd hinter ihm herzulaufen. Guter Plan. Im Kopierer hatte sich Papier eingeklemmt, was aber einfach zu entfernen war.
“Vielen Dank.”
Das kam von der Tür. Sie hatte bereits ihre Hand auf der Türklinke und sah ihn an. Doch bevor sie hinausstürmen konnte, drückte er mit seiner Hand die Tür wieder zu. So schnell entkam sie ihm nicht.
Sie stand mit dem Rücken zur Tür zwischen seinen Armen. Beide befanden sich in Augenhöhe zueinander. Wieder hielten ihre Augen seinen Blick gefangen. Er muss sich konzentrieren! Mit einem geübten Handgriff an ihrem Hals lähmte er Flora. Sofort trübten sich ihre Augen. Wie in Trance schwankte sie und stieß gegen die Tür. Er heftete nun seine Augen auf ihre Lippen. Sie waren noch viel aufregender als ihre Augen.
Er stutzt innerlich. Er hatte doch gar kein sexuelles Interesse an Flora! Sie war nicht einmal sein Typ.
Es sollte also schnell passieren. Keine Zeit verlieren.
Vorsichtig drückte er seine Lippen auf ihre. Sie waren so unvorbereitet weich und sanft. Ihre Lebensenergie war alles, was er brauchte. Er strich mit der Zungenspitze über ihre Lippen und verlangte Einlass.
Keine Reaktion.
Sie hielt ganz still, als wenn sie seinen Angriff irgendwie hinter sich bringen wollte. Aber da war sie bei ihm an der falschen Adresse, bisher hatte er jeder Frau mit seinen Küssen unbeschreibliche Freunden gebracht. Und sie würde auch dazugehören. Das verlangte schon sein Ego. Kurzfristig griff er zu Plan B, obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen anderen Plan außer A gab. Er biss leicht in ihre Unterlippe und leckte ihr nach Zimt schmeckendes Blut ab. Vor dem kurzen Schmerz zuckte sie zurück, begann aber den Kuss zaghaft zu erwidern.
Obwohl er keine menschliche Nahrung mehr benötigte, konnte er die Geschmäcker noch unterscheiden. Beides hatte er seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr zu sich genommen und genoss die Erneuerung seiner alten Erinnerungen.
Mehr, viel mehr - der Dämon in ihm war kaum noch zu halten. Doch um sie nicht zu ängstigen, unterdrückt er dieses Verlangen. Sie biss ebenfalls in seine Lippe und kostete sein Blut. Ihre Unschuldigkeit raubte ihm den Verstand. Dann ohne Vorwarnung spürte er es, ein Band.
Das konnte nicht sein.
Sie stöhnte und er vergaß alles andere. Nur dieses berauschende Gefühl zählte für ihn, ihr Duft, ihr Geschmack, ihr Verlangen. Er hatte schon oft Menschenfrauen geküsst, aber so war es noch nie gewesen. Es kam ihm inniger vor, irgendwie vertrauter. Er spürte die ersten Fäden der Blutbindung.
Blutbindung!
Mitten im Kuss stockte er, sog aber begierig ihre dargebotene Lebensenergie ab.
Lecker!
Sie war das Köstlichste, was er je geschmeckt hatte. Damit war die Blutbindung vollständig geknüpft.
Mist!
Diese geht ein Blutdämon nur mit seiner Lebenspartnerin ein. Sie dient dazu, seine Partnerin zu beschützen. Er kann sie überall aufspüren, egal auf welchem Teil der Erde sie sich befindet. Ihm war nicht wohl dabei, denn er würde auch ihre Empfindungen spüren, wie Angst, Trauer, Freude und Verlangen. Und so wie er ihre, so kann auch die Lebenspartnerin seine Gefühle spüren.
Eine solche Verbindung war er schon einmal eingegangen und wusste, wie er seine Emotionen vor ihr geheim halten konnte. Aber ihre würden ihn überrollen wie eine Dampfwalze. Das Schlimmste daran war, dass sie bis zum Tod nicht mehr gekappt werden kann. Sobald sie einmal hergestellt wurde, konnte sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Und um diesen Auftrag erfüllen zu können, war er bereit, diese mit Flora einzugehen. Seine Lebenspartnerin hatte er bereits verloren und er würde nie wieder eine neue Frau in sein Herz lassen, was sein Dämon in ihm ziemlich frustrierte. Aber es war ihm egal. Er vertritt die Ansicht, dass es nur eine Liebe im Leben gibt. Und diese hatte er bereits genossen.
Noch während des Kusses wurde er von ihren Gefühlen überwältigt. Obwohl sie sich in einem Dämmerzustand befand, wollte Sie ihn. Ihr Verlangen und ihre Lust schlugen wie Wogen über seinem Gefühlszentrum zusammen.
Mehr.
Selbst der Dämon in ihm wollte das.
Mach sie zu unserer Partnerin. - der Dämon schlug gegen seine innere Schutzmauer, die er errichtet hatte. So konnte er das Böse in ihm besser kontrollieren und unterdrücken.
Partnerin! Nein, das durfte er nicht. Sie war schließlich sein Auftrag.
Die Herstellung der Blutbindung hatte er nicht geplant. Aber die Art wie sie entstanden ist, zählte ab heute eindeutig zu seinen obersten Favoriten.
Plan B war ein guter Plan. Ihr Empfindungen fuhren in ihm Achterbahn und er genoss den Kuss. Seine Gefühle glichen nun einem Wirbelsturm und er fragte sich, ob es seine oder ihre Emotionen waren. Seine Hände lagen immer noch an der Tür. Ihre hingegen gingen bereits auf Wanderschaft. Er spürte, wie sie über seinen Rücken strichen.
Herrlich!
Flora war also doch nicht gegen seinen Charme immun. Sie konnte es nur sehr gut verbergen. Doch jetzt vermochte sie es nicht mehr, egal wie kühl sie sich nach außen verhielt. Nun würde er jedes Anzeichen ihres Gefühls spüren.
Wie jetzt trieben ihn ihre enormen Pulsbeschleunigungen, ihre lustgetriebenen Schweißausbrüche, ihr heftiges Herzrasen, ihr Körperzittern vor Verlangen in den Wahnsinn. Leider wurde der atemberaubende Kuss abrupt durch ein ungestümes Klopfen an der Tür beendet.
“Flora? Bist du da drin?”
Die Stimme gehörte der Blondine, die sich vor wenigen Minuten noch an seinen Lenden gerieben hatte. Er roch den Duft von Eifersucht. Sie wusste also, dass wir beide in diesem Raum waren. Er war über die Unterbrechung maßlos enttäuscht, denn nun musste er Floras Dämmerzustand aufheben. Sie würde so wie vor der Blutbindung sein und sich an nichts, was in den letzten Minuten passiert war, erinnern können. So kappte er die Trance und entfernte sich einen Schritt. Immer noch an der Tür gelehnt schüttelte sie den Kopf, um ihre Verwirrung zu vertreiben. Wieder einigermaßen Herr ihrer Lage antwortet sie der Frau.
“Ja, bin erst jetzt fertig geworden. Der Hausmeister hat den Kopierer repariert.”
Sie war ratlos, das konnte er fühlen.
Innerlich verfluchte er die pralle Blondine für die Unterbrechung und schlug mit der Faust gegen die Tür. Es blieb eine Delle zurück. Verdammt, er musste seine Kraft mehr kontrollieren.
“Ich danke Ihnen und muss jetzt zu meiner Arbeit zurück.”
Sie machte einen Schritt auf die Tür und ihm zu. Er wusste, dass sie immer noch Lust empfand, obwohl sie sich nicht wusste, warum? So deutlich konnte er es spüren. Sogar riechen, jede ihrer Poren strömte pure Leidenschaft und Verlangen aus. Trotzdem zeigte sie es nicht. Ein neuer Plan nahm in seinen Kopf Form an.
“Nicht so schnell.”
Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich nun gegen die Tür.
“Was willst du von mir?”
Sie wurde ungeduldig. Doch das war eine gute Frage, bloß wie soll er es ihr erklären.
“Ich brauche deine Hilfe.”
Misstrauisch suchte sie mit ihren Augen sein Gesicht ab und wandert weiter seinem Körper hinunter.
„Wobei sollte ich dir wohl helfen können?”
“Ich erklär es dir gern. Aber wenn mein Körper dich zu sehr ablenkt, kann du mir auch gern in die Augen schauen.”
Ihr Kopf ruckte hoch und Röte breitet sich auf ihre Wangen aus. Um sich von seinem nun aufsteigendem Durst abzulenken, kam er ohne Umschweife zum Thema. Sie besaß eine schnelle Auffassungsgabe und folgte seine Erklärungen ohne Probleme. Das sie seinem Vorschlag - ihm die Stadt zu zeigen, weil er neu hier war - zustimmte, überraschte ihn trotzdem. Ihre Begründung war nur, dass sie kein Stubenhocker sei und gern unterwegs war. Dabei durchflutete ihn ihre Traurigkeit, dass ihre Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprechen konnte.
“Bist du ganz sicher?”
Er fühlte, dass sie noch mit sich haderte.
“Willst du mich um die Ecke bringen?”
Das Argument kam aus ihrem Mund ohne mit der Wimper zu zucken. Er war geschockt.
“Selbstverständlich nicht.”
“Ich weiß, dass ich nicht dein Typ bin. Also, was habe ich zu verlieren?”
Er verstand nicht, warum es so war? Aber sie hatte Angst. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Trotzdem spielte sie mit. Sie wurde immer interessanter und geheimnisvoller für ihn und er verspürte den Drang, hinter ihrer Fassade blicken zu wollen.
“Du weißt, worauf du dich einlässt?”
Er wollte sie aus der Reserve locken.
“Du meinst, die Rettung vor der restlichen Frauenwelt? Dessen bin ich mir bewusst.”
Er stutzte. Sie war cleverer als er gedacht hatte. Normalerweise durchschaute ein Mensch ihn nicht so schnell.
“Dann sind wir uns also einig.”
Innerlich freute er sich schon auf diesen Spiel. Vielleicht war der Auftrag gar nicht so trocken, wie er gedacht hatte.
“Flora!”
Wieder ertönte es von der Tür, diesmal mit kräftigeren Hämmern.
“Dann ist das geklärt. Darf ich?”
Nach ihrer gewählten Lautstärke zu urteilen, wollte sie, dass es auch die Personen außerhalb der Kopierraums es hörten.
Er spielte mit, aber nur bis sie die Tür geöffnet hat. Es war Zeit, den neuen Plan auch in die Tat umzusetzen. Als er sich von der Tür wegstößt, hatte Flora bereits die Tür aufgerissen und stürmte hinaus. Doch draußen legte er seinen Arm auf ihre Schultern.
“Also, dann sehen wir uns heute Abend.”
Alle gafften ihn mit offenen Mündern an, selbst Flora.
“Was? - Jetzt schon?”, flüstert sie ihm leise zu. Er spürte, wie ihr heiß und kalt wurde. Es war ihr peinlich, doch das war ihm egal. Sie war im Moment seine einzige Chance, den Raum ohne sexuelle Zwischenfälle zu überleben. Die Blondine grunzte verärgert, weil Flora ihr die Tour vermasselt hatte und verschwand mit wiegenden Hüften, um Arn verständlich zu machen, was er verpasst hatte. Langsam verzogen sich auch die restlichen Menschenfrauen wieder zu ihren Arbeitsplätzen.
“Was? Warum hast du das gemacht?”
Entsetzt schaute sie ihn an.
“Was meinst du wohl? Ich habe dich nicht umsonst gefragt. Du hast gerade eben mein Leben gerettet.”
Verwirrte Augen wanderten hin und her.
“Sie denken jetzt alle, wir hätten ein Date?”
“Mich interessiert nicht, was sie denken. Die Meute hätte mich niemals unbeschadet aus diesem Büro gelassen. Ich weiß, wie ich auf Frauen wirke. Darum muss ich zu solchen Mitteln greifen. Ich hoffe, es bleibt dabei?”
Es war ihm, als wenn er einen Klick hörte. Sie hatte also verstanden.
“Natürlich, ich stehe dazu.”
“Gut, dann sehen wir uns nachher.”
Schnell stürmte er aus dem Büro. Damals war die Lage noch unbekümmert. Nach diesem Vorfall hatte er sie nie wieder geküsst und darauf geachtet einen gewissen Abstand zu halten.


Doch die Situationen können sich schnell ändern, wie man an dem heutigen Tag sehen kann. Verträumt nimmt er eine Haarsträhne, um sie durch seine Hand gleiten zu lassen. Er muss dabei ein Geräusch verursacht haben, denn ruckartig dreht sie sich um. Nun steht sie ihm direkt gegenüber. Das Monster in ihm kratzt immer noch an der Oberfläche, so dass sie in seine dämonischen grünen Augen sieht.
Hatte sie ihn erkannt?
Ihre Augen sind weit aufgerissen. Sie spürt höllische Schmerzen und hat eindeutig ungeheure Angst. Noch konnte sie diese Gefühle empfinden, aber das würde sich bald ändern. Dann beherrscht der Blutdurst alle ihre Sinne und nichts anderes würde mehr zählen.
Er spürt auch Verblüffung. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und ihrem Arbeitskollegen ist ihr also aufgefallen und irritiert Flora komplett. Ihr ist bestimmt auch nicht entgangen, dass beide die selbe Größe und Statur aufweisen, die gleiche Haarfarbe und identische Gesichtszüge kennzeichnen, nur die Augen sind im Moment anders - nämlich grün.
“Arne?”
Also doch. Es zu leugnen war aussichtslos. Wenn Flora sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte nicht einmal ein Erdbeben sie davon abbringen.
“Hallo, mein Schatz.“
Damit hat er ihren Verdacht bestätigt. Er fühlt, wie die Information in ihrem Kopf umherwirbeln. Sie krümmt sich vor Schmerzen und hält sich an dem Laternenpfahl fest.
“Oh, mein …. Was …? Was ist das hier?” Ihre Frage war verständlich, aber er hatte die Anweisung erhalten, sie nicht in den Auftrag einzuweihen. Also versucht er sich dumm zu stellen.
“Was meinst du?”
“Das soll ein Witz sein? Gehört das hier zu einer Show? Das ist Versteckte Kamera, richtig? Oder Verstehen sie Spaß?”
Ratlos steht er vor ihr. Ohne die Wahrheit würde sie es nicht verstehen. Doch eigentlich ist es ja schon zu spät. In wenigen Tagen würde sie ein Vampir sein. Sein größter Feind. Was macht es da, ihr die Wahrheit zu sagen, jedenfalls die, was sie betrifft.
“Flora, du wurdest gebissen.”
“Ach nee! Was du nicht sagst? Das ist ja auch nicht zu übersehen!” Sie hält ihm ihr schmerzendes Handgelenk unter die Nase. Durch den Vampirgestank angeekelt, weicht er blitzschnell zurück. Seine Hände sind zu Fäusten geballt. Es ist alles seine Schuld. Er könnte sich ohrfeigen.
“Es tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin …“
Er hatte kläglich versagt und sie muss es für den Rest ihres nun sehr langen Lebens ausbaden.
„Sei still, an den Abend will ich gar nicht mehr denken.”
Traurigkeit, Wut, Hilflosigkeit überrennen seine Gefühlsnerven. Vielleicht sollte er ihr seine Gefühle senden, damit sie weiß, wie sehr es ihm leid tut. Doch er entscheidet sich dagegen. Sie wird schließlich ein Vampir. Ein linkisches Wesen, dass seine Gefühle als Druckmittel benutzen könnte.
“Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen. Dich zu beschützen war meine Aufgabe und ich habe versagt.”
Bestürzt kommt er wieder einen Schritt näher und diesmal entfernt sie sich von ihm. Angst, seine vor Abscheu triefenden giftgrünen Augen, die angespannte Körperhaltung, machen ihr Angst. Er konnte nicht leugnen, dass er Abscheu empfand, aber gegen sich selbst, nicht gegen sie.
“Komm mir nicht zu nahe! …. Wo ist die andere Frau?”
Er schuldet ihr die Wahrheit, es ist sowieso zu spät.
“Weg!” Entsetzen, sie hält ihn für ein Monster. Und genau das ist er auch, endlich kapiert sie es. Für sie ist es besser, wenn sie sich von ihm fernhielt. Doch vorerst ist es seine Aufgabe, sie zu beruhigen. Hier kann sie nicht bleiben. Er muss sie an einen sicheren Ort bringen.
“Was? Hast du …“
Er tritt einen weiteren Schritt auf sie zu.
“Bleib stehen! … “
Er verharrt in seiner Bewegung. Er darf ihr jetzt keine Angst einjagen.
“Hast du sie …?”
Er weiß, was sie fragen wird. Sie will wissen, ob er sie getötet hat.
“Nein.”
Er hält weiterhin inne und schaut sie abschätzend an. Ihre Gedanken und Gefühle werden klarer. Er fasst Hoffnung, ihr vielleicht doch helfen zu können und schwört sich, sie zu beschützen, egal was es ihm kostet.
“Was bist du?”
Jetzt weiß er, dass sie etwas ahnt und ihre Gedanken sind auf der richtigen Spur. Natürlich hat sie mitbekommen, wie stark und schnell ihre Angreiferin gewesen war und er hatte sie trotzdem in Schach gehalten.
Was sagt das wohl über ihn aus?
Dass er über die gleichen Fähigkeiten verfügen muss. Doch auch sie wird bald diese Eigenschaften besitzen. Warum wurde sie ausgerechnet ein Vampir? Er hätte sie zu seiner Gefährtin machen sollen, doch dann wäre sie jetzt Tod.
“Das ist nicht wichtig! Alles was ab jetzt zählt ist, was du bald sein wirst.”
Er versucht nicht einmal den Klang des Hasses über sich selbst in seiner Stimme zu überdecken.
Sie wird sein Feind.
In nur wenigen Tagen ist die Verwandlung abgeschlossen und sie wird für ihn unerreichbar sein. Er fragt sich, ob sie überhaupt registrierte, was mit ihr geschieht. Schon jetzt kann er den schon sehr leichten, aber typischen Geruch eines Vampirs an ihr feststellen. Ob sie die Veränderungen bemerkt, die ihr Leib bereits vollführt. Ihre Schmerzen lähmen seinen ganzen Körper und trotzdem verzieht sie nicht ein bisschen die Miene. Nur ihre Haltung lässt erkennen, wie sehr sie mit den Qualen kämpft.
“Wie bitte? Was soll das heißen?”
Er spürt ihre Verwirrung und weiß, dass sie diesen Zustand überhaupt nicht mochte. Er muss nun handeln, bevor es endgültig zu spät ist.
“Bald wirst du es wissen, aber für Erklärungen habe ich jetzt keine Zeit. Ich möchte mich im voraus entschuldigen.”
“Wofür?”
Ihre Angst fährt durch seine Knochen.
“Dafür?“
Er hat bereits zum Schlag ausgeholt und befördert sie in die Finsternis.
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BeitragThema: Verwandlung   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:41 am

Kapitel 4


M sitzt auf einem Fenstersims und schaut in die Nacht. Das Fenster ist zerbrochen und der Mond spielt mit den noch steckenden Glassplittern. Ein leichter Windzug weht hindurch und spielt mit Ms kurzen Lockenschopf.
L ist also geflohen.
Allein diese Tatsache irritiert ihn sehr, da sie zu seinen besten Kriegern zählt. Er selbst schlug sie den Obersten für diesen Auftrag vor. Sie ist gefühlskalt und besitzt die nötigen Instinkte, also wie geschaffen für solch eine Aufgabe. Dass sie diese eventuell nicht überleben würde, daran hätte er nie gedacht. Ihre Strategien sind zwar meistens vorhersehbar, aber Zufälle wurden mit einkalkuliert. Jeden Plan hat sie zuerst analytisch ausgearbeitet, logisch kombiniert und dann ohne Kompromisse umgesetzt. Und M mischt sich da nicht ein, obwohl er ihr mit Ratschlägen zur Seite steht. Nur diesmal hat F sie unvorbereitet in die Aufgabe geschickt.
Doch dass sie vor einem Kampf weglaufen würde, ist unerklärlich für M. Von D wusste er, dass es die Rasse noch gibt. Aber als Beschützer konnte er sich die Blutdämonen wirklich nicht vorstellen. Einfach war es nicht für D, sie zu finden. Denn offiziell waren die Blutdämonen durch die Vampire vernichtet worden. Es war ein Schlacht, die viele hundert Jahre andauerte. Felder, Wiesen und Orte waren mit Leichen von Menschen und brennenden Haufen von Vampiren übersät. Überall herrschte Angst, Krankheiten und der Tod. Durch eine List tötete G den Anführer der Dämonen, Kian. Doch einige wenige konnten sich verstecken. Wenn der Dämon nicht ausbricht, sind sie einem Menschen zum Verwechseln ähnlich. Sie sehen sie aus sie, handeln wie sie, leben im Licht wie sie. Dämonen sind nicht an die Dunkelheit gefesselt wie seine Art. Aus diesem Grund beneidete er sie sogar ein bisschen. Jetzt leben sie getarnt in der Menschenwelt. Um sich vor erneuten Angriffen der Vampire zu schützen, bildeten sie eine Organisation. Sich über die Emotionen eines ihrer Ratsmitglieder in den Clan einzuschleusen war ein hervorragende Idee von D gewesen. Das der Rat aber so vorsichtig war, überraschte seinen Clan dennoch. Erst nach über einem Jahr lud der Clan D ein. Aber das Warten hatte sich gelohnt, sie bekam alle Informationen, die Gaius haben wollte. Und nun fungieren sie als Leibwächter für eine Willerts Tochter. Aus seinem Versteck im obersten Stock eines Hauses neben dem Parkplatz sah er wie der Dämonenkrieger mit L spielte. Obwohl es ihm nicht passte, durfte er nicht eingreifen. Sie würde die Sache schon regeln. Ohne ein Anzeichen von Mühe überwältigte der Blutdämon sie plötzlich. M war sprachlos, mit welchen geschickten Kampftechniken er kurzen Prozess mit ihr machte und sie auf den Landrover schleuderte. Er wollte wohl ihrem ewigen Leben eine schnelles und schmerzfreies Ende bereiten. Wie gnädig! M hätte seinen Feind gequält und bluten lassen. Plötzlich war der Dämon abgelenkt. Er musste ihn bemerkt haben. Dann war L verschwunden. Gern hätte er ihren Kampf fortgesetzt, aber einer musste die Nachricht an die Obersten weiterleiten. So beobachtete er mit scharfen Blick die Frau. Sie krümmte sich vor Schmerzen als sie die Gasse entlang flüchtete. Das war ein gutes Zeichen. Dann hatte L also den Auftrag erfüllt, bevor sie floh. Wenn er das laut ausgesprochen hätte, würde er das letzte Wort ausspucken. Wie immer war auf sie Verlass, auch wenn das Ende doch nicht so geplant war, wie es kam. Nun muss er nur noch den Obersten über den Ausgang des Auftrages informieren und natürlich über darüber, dass sie ein wertvolles Clanmitglied verloren hatten. Denn so eine Schmach würden sie nicht unbestraft lassen. Doch vorher gab es noch einigen Sachen zu erledigen. Nachdem der Beschützer verschwunden war, manipulierte er den Kampfplatz. Er warf einen dicken Stein durch die Frontscheibe des Jeep. Es sollte so aussehen, als wenn Rowdys Steine geworfen hätten.
Die zweite Regel lautet: keine Spuren zu hinterlassen. Nun befindet er sich außerhalb der Stadt in einer stillgelegten Fabrik. Hier hatte er seinen Unterschlupf und die Zentrale eingerichtet. Das Gebäude teilt sich in einer großen Lagerhalle und mehreren kleinen Räumen auf. Die Halle hat er als Kommandozentrale umfunktioniert. Eine Wand ist komplett zutapeziert mit Fotos, Lagepläne, Stadtkarten und Schritte eines Plans. Davor hat er einen Drehstuhl platziert. Wie ein Schatten springt er von dem Sims und flitzt auf die Bilderwand zu. Derweil zückt er das Handy und wählt eine eingespeicherte Nummer. Obwohl es stockdunkel im Raum ist, konnte er jeden Gegenstand lokalisieren. So setzt er sich auf den alten Bürostuhl und wartet den Klingelton ab.
“M! … Was ist passiert?”
Natürlich erwartet F einen Anruf von L. Er mochte ihn nicht, aber hat gelernt, es nicht offen zu zeigen.
“Die Verwandlung wurde eingeleitet.”
M rückt lieber erstmal mit den guten Nachrichten heraus.
“Sehr gut. Warum teilt uns L diese Information nicht mit?”
Die Frage war natürlich zu erwarten.
“L wurde verletzt und wird sich erst später melden können.” Jetzt war auch die schlechte Nachricht heraus, das stimmt sogar teilweise.
“Wie war das möglich?”
Das hat sich M ebenfalls gefragt und ist zu einem Entschluss gekommen, den er jetzt F vorträgt. Dabei schweift sein Blick zu einer Fotografie eines blonden Mannes mit strahlend grünen Augen in einer Angriffposition. Seine Hauer schauten aus seinem Mund und tropften Blut. Die ausgefahrenen Krallen hatte er in einem leblosen Körper geschlagen.
“Sie wurde während der Einleitung von einem Wächter gestört. Es sah so aus als ob das Opfer ihn kannte. Ich gehe davon aus, dass er zu ihrem Schutz geschickt wurde. Es könnte sein, dass auch die anderen Schwestern beschützt werden. Soll ich der Sache auf den Grund gehen?” M hofft auf die Zustimmung der Obersten. Er ist ganz versessen darauf, Ls Kampf fortzuführen und zu beenden.
“Ein Wächter, so so. In diesem Fall finde ihre Schwester Finia. Sie muss sich ebenfalls in der Stadt aufhalten. Überprüfe deine Annahme, aber greife noch nicht ein. Teil uns schnellstmöglich mit, was du herausgefunden hast. ”
Das ist die Antwort, auf die M gewartet hat. Innerlich reibt er sich schon die Hände vor Vorfreude. Endlich hat er eine Aufgabe. Schade, dass er nicht sofort kurzen Prozess mit dem Dämon machten durfte, aber das Spitzeln ist schon mal ein Anfang. Er fasst ein weiteres Bild ins Auge. Es zeigt eine junge Frau, Flora. Sie ist eine der Ältere der Kinder und der Liebling von Prof. Willert. Aus diesem Grund wurde sie ausgewählt. Es heißt, dass eine große Ähnlichkeit zwischen den beiden Schwestern besteht. Also konnte es nicht so schwer sein, Finia zu finden.
“Ja, ich mache mich sofort auf die Suche.”
“M, handle nicht voreilig.” Das ist eindeutig eine Warnung. M war schon immer sehr impulsiv. Meistens handelt er erst und stellt dann die Fragen.
“Ich habe verstanden.”
“Wir erwarten dann Infos über deine Nachforschungen.”
Damit ist das Telefonat beendet. Er steckt das Handy ein und reißt das Foto von der Wand. Er studierte noch einmal ausgiebig das Foto und steckt es ein. Missmutig bemerkt er die Dämmerung. Es wird bis morgen warten müssen. Wütend noch nicht zu Tat schreiten zu können, verkriecht er sich an dem dunkelsten Fleck des ganzen Gebäudes und verharrt. Nicht einmal getrunken hatte er die letzte Nacht.
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BeitragThema: Verwandlung   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:46 am

Kapitel 5


Eine qualvolle Tortur beginnt!
Ein Wirbel unsagbarer Folter zieht sie in die Ungewissheit. Sie glaubt ständig zu sterben und immer wieder aufs Neue dem Tod in die Augen zu schauen.
Das muss die Hölle sein!
Sie findet sich in einem Tunnel wieder und sinkt weiter hinab, hinein in einen See des Leidens. Ein nichthörbares Stöhnen drang aus ihrer Kehle, als Flammen über ihre Haut lecken.
Dann fällt sie!
Ihr Körper versucht den Schmerz, das höllische Stechen, zurückzuweisen und wird dabei in eine Schwärze gezogen, die kurzzeitig für Sekunden, vielleicht sogar für Minuten die Qual auslöscht. Sie fällt tief in einen schwarzen Abgrund, der keine Ende findet. Schwerelos erreicht sie einen Zustand der Bewusstlosigkeit. Plötzlich bemerkt sie den freien Raum in ihrem Kopf. Viel Raum, um sich zu erinnern, was geschehen war, oder um in die Zukunft zu blicken und natürlich viel Platz für Sorgen.
Wo ist Paula?
Geht es ihr gut?
Und natürlich ist noch endloser Raum für ihren nun wieder neu entfachten Schmerz übrig.
Eine Feuerflut, welche nun ihren gesamten Unterkörper durchströmt, überwältigt sie vollkommen. Da wird sie in einem wilden Strudel gerissen, der nun ihren Kopf in Besitz genommen hat und treibt im Meer der Qualen. Ständig wechselt sich die rote Phase des Schmerzes mit der schwarzen Phase der des bewusstlos sein ab. Sie hat vollkommen das Zeitgefühl verloren und weiß nicht einmal, ob es Tag oder Nacht ist. Angestrengt versucht sie die abwechselnden Wirklichkeiten auseinander zuhalten.
Schwarz ist Unwirklich und tut nicht ganz so weh. Schwarz ist das Unterbewusstsein, dass da etwas ist, das viel wichtiger ist als diese Pein und trotzdem nicht mehr zu wissen, was es genau ist.
Rot ist die Wirklichkeit, in der sie von lodernden Flammen aufgefressen wird. Rot ist das Feuer, das meinen Körper zucken und zittern lässt. Das Feuer raubt ihr den Atem. Ihr Blut hat begonnen zu kochen, denn der Flammenozean schwappt über jede Stelle ihres Körpers. Ein gewaltiges Feuer verzehrt sie und verbrennt sie von außen und von innen. Und wenn sie denkt, das sich der Schmerz nicht mehr steigern konnte, wird sie eines besseren belehrt. Obwohl der Rest des Körpers bereits lichterloh brennt, wird nun das Herz von einer leichten Wärme eingenommen. Diese fühlt sich immer greifbarer an, immer heißer. Glühender. Die Hitze ist so echt, dass es keine Einbildung sein konnte. Noch Heißer. Zu Heiß. Viel, viel zu heiß. Sie wollte es loswerden, es löschen. Doch die Glut ist in ihrem Inneren. Nun haben die Flammen auch in ihrem Herz ausgebreitet. Sie werden größer, schwellen weiter an und erreichen den Höhepunkt eines Waldbrandes, der nicht aufzuhalten ist. Ihr Blut gleicht einen Lavastrom, der alles übersteigt, was sie bis jetzt gespürt hat. Durch das gleichmäßige Pumpen des Herzens wird die glühende Flüssigkeit wie eine riesige Welle durch alle Adern gestoßen. Hinter dem Tsunami nahm sie ihren Puls wahr, der in der Brust raste. In ihrer Qual bäumt sie sich auf, obgleich sie nicht weiß, ob es jemand sehen kann. Sie schreit, dass sie jemand töten soll, doch sie glaubt nicht, dass ein Ton aus ihrem Mund dringt. Sie will nur noch sterben, niemals geboren sein. Noch nie in ihrem bisherigen Leben hatte sie solche Schmerzen gehabt.
Bitte lass es vorbei sein!
Lass mich sterben!
Für eine Unendlichkeit ist das alles, was sie denken kann. Alles was zählt. Nur diese verzehrende Folter und ihre stummes Flehen, dass der Tod bald kommen möge. Der Schmerz ist so verwirrend. Es verwirrt sie. Sie versteht es nicht, wird nicht klug aus dem, was hier geschieht.
Dann, möglicherweise hat es Sekunden gedauert, eventuell Tage, vielleicht Wochen oder Jahre sogar, aber etwas verändert sich. Sie verändert sich. Sie fühlt sich stärker. Warum, kann sie sich nicht erklären. Sie weiß nur, dass es so ist. Floras Sensibilität nimmt zu, so dass sie in der Lage ist, jede einzelne Flamme wahrzunehmen, die durch ihre Venen schießt. Der Schmerz und die Hitze lassen kein bisschen nach, trotzdem reicht ihre neu gewonnene Kraft aus, um sich auf Geräusche zu konzentrieren. Zuerst kann sie nur ihr panisch klopfendes Herz und ihren rasenden Puls lauschen. Viele Herzschläge später vernimmt sie ihre eigenen, wenn auch sehr flachen, Atemzüge. Dieser Laut dient ihr als Zeitmessgerät, gleich einer Uhr. Sie tragen Flora durch die lodernden Sekunden bis zum Ende. Sie wird immer kräftiger und auch ihr Kopf und die Gedanken werden immer klarer. Es tauchen neue Geräusche auf, denen sie ohne Probleme zuhören kann. Weiter entfernt hört sie ein weiteres Atmen, aber leiser und regelmäßiger. Schritte sind zu hören, das Öffnen und Schließen von Türen. Ab und zu kann sie leichte Berührungen fühlen, wie sie über die Stirn streichen. Einige Atemzüge später kann sie sogar ein Gespräch aus einem angrenzendem Raum mitverfolgen.
“Immer noch keine Veränderung?”
“Nein. Wie lange dauert das noch?”
Die Stimme! Sie kennt diese Stimme!
Arne?
“Das hängt davon ab, ob sie dagegen ankämpft. Je mehr sie sich weigert, desto länger wird es dauern.”
“Verdammt! Ich bin mir sicher, dass Flora kämpft.” Sie hört, wie ein Stuhl zurückgestoßen wird und jemand wild im Zimmer auf und ab läuft. Macht er sich Sorgen?
“Sie muss Höllenqualen leiden.” Ein gebrochenes Flüstern. Sie hätte so gern geantwortet, doch kann es noch nicht. Währenddessen streift die Glut weiter durch ihren Körper.
“Du hast es gesehen, sie verändert sich bereits.” Diese Stimme kommt ihr nicht bekannt vor.
“Das weiß ich.” Arne scheint nicht zu gefallen, was er gesehen hatte? Also, was soll das heißen? Sieht sie etwa so aus, wie sie sich fühlt, wie geteert und gefedert.
“Du brauchst eine Pause.”
“Mir geht es gut. Ich will sie nicht alleine lassen.”
“Du kannst ihr im Moment nicht helfen. Also, fahr nach Haus und ruh dich aus!”
“Nein, das kommt nicht in Frage.”
“Dann dusche und nimmt etwas zu dir. Oder willst du sie, sobald es abgeschlossen ist, mit deinem Anblick verscheuen?”
Sie hört, wie die unbekannte Stimme mit leichten Schritten aus dem Zimmer flitzt, dicht gefolgt von Arnes schweren schlürfenden Füßen. Sie hört das Rascheln des Stoffes, das Knacken der Glühbirne beim An- oder Ausschalten, den Luftzug beim Schließen der Tür. Sie hört alles. Ein Zimmer weiter knarrt ein Sessel und jemand schlägt ein Buch auf. Eine Dusche rauscht eine Etage tiefer. Doch da keine weiteren Geräusche zu vernehmen sind, konzentriert sich Flora wieder auf ihr Atmen. Nach vielen Atemzüge, die die fünfundzwanzigtausend bei weitem überschritten haben, passiert etwas. Der Schmerz verändert sich. In den Fingerspitzen und Zehen scheint er langsam abzunehmen. Na endlich! Doch nun, obwohl sie dachte, dass es nicht schlimmer werden könnte, wird das Magma in ihrem Herzen noch heißer. Ihr Herz hat bereits die Höchstgeschwindigkeit des Schlagens erreicht, trotzdem gibt es noch mal so richtig Gas. Wie konnte das sein? Lässt das Feuer es so schnell rasen?
“Ben!”
Arnes Stimme ist leise und verrät doch Panik. Sofort wird die Tür geöffnet und Arnes kommt herien. An den kräftigen Schritten, die nun durch den Raum hallen, würde sie ihn überall erkennen.
Das Brennen weicht aus ihren Händen und hinterlassen sie kühl und schmerzfrei. Doch es zieht zum Herzen, das einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch gleicht. Nun betritt Ben das Zimmer.
“Ihr Herz.”
Das lauteste Geräusch im Zimmer ist ihr rasendes Herz.
“Es ist fast vorbei.”
Die Erleichterung strömt durch Flora, als sie Bens Antwort hört. Die Hand- und Fußgelenke sind jetzt ebenfalls frei von Schmerzen. Dort ist das Feuer vollständig gelöscht. Flora versucht ihre Finger zu bewegen. Als sie Arns Atem stocken hört, weiß sie, dass sie es wirklich getan hat.
“Flora?”
Sie spürte einen leichten Druck an ihren Fingern, die sofort anfangen zu kribbeln. Es ist Arnes Berührung. Doch noch kann sie nicht antworten, auch nicht mit einer Bewegung. Eigentlich sollte sie sauer oder böse auf ihn sein, doch in diesen Augenblicken konnte sie es nicht. Sie ist froh, dass er da ist, dass sie seine Stimme hört, dass sie seine Hand fühlt, dass sie nicht alleine ist.
Die Flammen fressen sich nun von ihren Ellenbogen und Kniegelenken zu ihrer Brust.
Ein Keuchen! Ist sie das?
“Flora! Lass es geschehen!”
Eine Hand drückt ihre zuckenden Finger.
Ihr Herzschlag erinnert nur noch an eine Rakete, die bereits die Schallmauer durchbrochen hat. Es klingt wie ein einzig lang gezogener Ton und es versucht sich durch Floras Rippen zu bohren. In ihrer Brust lodert das riesige Feuer ein letztes Mal auf und saugt alle Flammenrest aus dem übrigen Körper auf. Davon schürte es eine alles verzehrende Glut, die nun mit ihrem Herz ein Kampf ausfechtet.
Ein Aufbäumen! Ja, das ist sie. Nichts hört sie mehr, fühlt nichts mehr. Alle ihre Sinne sind nun auf das innere Gefecht konzentriert.
Doch diese Schlacht kann keiner der beiden Gegner gewinnen. Die Flammen haben bereits alles verbrannt, was ihr Körper zu bieten hat und das Herz steuert eindeutig auf seinen allerletzten Schlag zu.
Es schwillt um das Doppelte an, stottert fünfmal, um danach mit einem Schlag wieder in die Ursprungsgröße zu schrumpfen.
Dann nichts mehr. Kein Laut, kein Schlag, kein Atemzug, kein Schmerz. Überrascht schlägt sie die Augen auf und schaut an eine Decke.
So scharf!
Der Raum ist dunkel. Keine Lampe brennt. Trotzdem sieht sie mit ihren Augen wie am Tage. Sie erkennt jede Musterung in der Decke, jeden Strich, jeden Fleck, nichts bleibt ihr verborgen. Früher war die Dunkelheit nur dunkel, doch jetzt erkannt sie die vielen Abstufungen. Es gibt so viel mehr Farben, als sie es sich hätte vorstellen können. Vor der Decke erkennt sie die fliegenden Staubpartikeln, die einen wilden Tanz aufführen.
Es faszinierte sie.
Um sie noch wilder Umherwirbeln zu lassen, atmet sie tief ein. Doch es folgte keine Erleichterung.
Es wird ihr schlagartig klar, sie braucht keine Luft mehr. Dann liegt etwas auf der Zunge, ein Geschmack.
Angestrengt versucht sie diesen zu erkennen. Er ist weich und seidig. Wieder atmet sie ein, aber viel tiefer.
Alles besitzt einen Duft, sogar die Staubpartikel. Noch kann sie nicht identifizieren, welcher. Mit dem Atmen kann sie also ihre Umgebung riechen. Systematisch nimmt sie alles, jedes noch so kleinste Detail, in sich auf. Viele Geräusche, wie die Propeller eines Flugzeugs, das Rauschen der Bäume, das Hupen eines LKWs, sogar das Flügelschlagen eines Vogels. Wie weit kann sie eigentlich hören?
Berauschende Düfte dringen in ihre Nase wie Schokolade, Vanille, Aloe, Limette, Orange, Lavendel, Leder, Sonnenblumen. Sie liebt Sonnenblumen.
Mit einem Kopfschütteln versucht sie ihre Gedanken zu ordnen. Ihren Gemütszustand kann man als fassungslos bezeichnen und die Ereignisse, die ihr widerfahren sind, gehen einfach über ihre Vorstellungskraft. Immer noch begreift sie nicht, was sie genau erlebt hat.
Und dann das!
Geschockt schaut sie in den Standspiegel. Sie blickt in ein atemberaubendes Antlitz mit schneeweißer Porzellanhaut, volle perfekt geformte rote Lippen, weiße schulterlange Haare und große strahlende blutrote Augen. Wer war das, der ihr entgegenschaut? Das konnte unmöglich sie sein.
“Oh mein Gott, das kann nicht sein! Was zum Teufel bin ich?”
“Flora, keine Panik!”
“Wo bin ich?”
Arne tritt näher heran.
Plötzlich läuteten die Alarmglocken in ihrem Kopf um die Wette und auf ihren Instinkt war bisher immer Verlass gewesen. Es ist nicht gut, dass er dichter kommt. Aber wieso hat sie dieses Gefühl?
“Flora, du bist hier in Sicherheit. Niemand wird dir etwas tun.”
Bleib Stehen!
Als er vorsichtig noch einige Schritte mit einer erhobenen Hand auf sie zugeht, wird sie von einen kurzen aber lauten Lärm abgelenkt: Bumm!
Flora krallt ihr Finger in die Wand und stemmt sich mit den Füssen ab, so wie Spiderman. Ängstlich schaut sie sich um.
Bumm!
“Was ist das?”
Es ist so laut, als wenn die Wände explodieren. Doch sie bleiben ganz. Diese wackeln noch nicht einmal.
Bumm!
Arn blickt sie unsicher an, jedenfalls glaubt sie, dass es Unsicherheit ist. Entweder weiß er wirklich nicht, was hier vorgeht oder er tut mal wieder nur so.
“Flora, ist alles in Ordnung?”
Oder er versucht es wieder auf die Tour: Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
Bumm!
Flora lässt ihre Augen hektisch an der Decke und an den Wänden umherwandern. Keine Risse sind zu sehen, keine bröckelnden Staubteile die herabfallen. Bildet sie sich das nur ein? Das kann nicht sein. Vielleicht sind die Wände und Decken nur sehr stabil. Im Moment fühlt sie sich wie ein Raubtier im Käfig, das von einer hundert Mann starken Blaskapelle unterhalten wird.
Bumm!
Nein, das konnte keine Einbildung sein. Sie hört es ganz deutlich und der Takt des Geräusches scheint schneller zu werden.
Bumm!
“Hört ihr das nicht?”
Sie wurde verrückt. Eindeutig.
Wieso kann es außer ihr niemand hören?
Und wieso schaut sie Arne so an, als wenn sie jeden Moment durchdreht.?
Bumm!
“Was hören, Flora?”
Er hält sie bestimmt für eine Irre. Plötzlich erzittert alles um sie herum. Sämtliche Wände beben und die Decke schwingt auf und ab.
Bumm!
“Das Pochen! Das Haus stürzt ein.”
Arnes Gesicht verzerrt sich zu einer erstaunten Fratze. Sein Blick ist auf ihre Brust geheftet.
Bumm!
Seine Augen nehmen einen Ausdruck an, als wenn ihm ein Licht aufgegangen wäre.
Verzweiflung?
Kann sie wirklich Verzweiflung in seiner Mimik erkennen?
Er schaut der rothaarige Mann verwirrt an und dieser antwortet mit einem wissenden Kopfnicken.
Bumm!
Langsam kommt er diesmal mit kleineren Tritten noch näher.
“Flora, beruhige dich! Das was du hörst, ist dein eigener Herzschlag.”
“Was? Das kann nicht sein. Es ist so laut. Mein Herz war nie so laut!”
Arne kommt weiter näher und ist so dicht bei ihr, dass er sie ohne Mühe berühren könnte. Doch er tut es nicht. Warum nicht?
Bumm!
“Flora, komm da runter!”
Wie wäre es mit dem Zauberwort. Angrifflustig hebt sie eine Augenbraue.
Was ist mit ihr los? Sie war doch früher nicht so.
Bumm!
Es stimmt. Jetzt hört sie es nicht nur, sondern spürt es auch in ihrer Brust. Ihr Herz schlägt. Zuerst verstummt es, um im nächsten Moment lauter zu pochen als je zuvor. Irritiert schweift ihr Blick von Arne zu dem Fremden und zurück.
“Okay, es ist mein Herz.”
Sie gibt es nicht gern zu, aber muss diesmal das Geständnis machen, dass er Recht hat.
“Flora, bitte komm runter.”
Er berührt sie am Arm, um ihr runter zu helfen. Plötzlich fällt ihr ein, dass er sie bewusstlos geschlagen hatte.
Mistkerl!
Wie aus heiterem Himmel kocht ihr Blut und sie schäumt über vor Wut. Sie reißt ihren Arm los und erwischt ihn mit ihrem Ellenbogen am Brustkorb. Er fliegt an die gegenüberliegende Wand. Überrascht über ihr Kraft stutzt sie und schaut erschrocken.
War ich das etwa gewesen?
Woher hatte sie plötzlich solche Kraft?
Hoffentlich geht es ihm gut?
Flora schüttelt den Kopf, er braucht ihr Mitleid nicht. Er konnte ganz gut auf sich selbst Acht geben. Was ja wohl der Tod von der Frau beweißt.
“Fass mich nie wieder an!”
Schreit sie aufgebracht.
Er rappelt sich hoch und steht bereits wieder vor ihr. Doch diesmal kann sie jede seiner Bewegung verfolgen, was früher nicht der Fall war.
“Flora, wir wollen dir nur helfen.”
Versuchte er sie etwa zu beruhigen. Fast hätte sie laut losgelacht.
Helfen?
“Dann töte mich. Das machst du doch, töten.”
Sie will es wirklich. Lieber sterben als anderen weh zutun. Denn eines wurde ihr in diesem Moment klar, sie würde nie wieder zu ihrer Familie zurückkehren können. Sie stellt nun eine Gefahr dar und zwar für jeden Menschen in ihrer Nähe. Paula! Was wird nun aus ihr werden. Und Schuld daran ist er.
“Sei vernünftig …”
“Wenn du es nicht kannst, dann geh weg! Ich will niemanden mehr sehen.”
Sie rast vor Wut, die sie nun vollkommen auf ihn richtet.
“Flora, du schaffst das nicht allein.”
Soll das ein Witz sein?
Sterben tut man immer allein.
“Na gut, er kann bleiben, aber du verschwindest.”
“Ich werde dich nie wieder verlassen, hörst du. Bitte komm erstmal runter und dann reden wir weiter.”
“Da gibt es nichts zu reden. Du hast mir diese Sache eingebracht und er wird sie regeln. Raus, ich will dich nicht mehr sehen. Kapiert?”
Der Rothaarige legt seine Hand sanft auf Arnes Schulter und drückt leicht zu.
“Arn, es ist besser, du gehst. Solange bis sie sich beruhigt hat. Ich mach das schon.”
Arn? Wieso Arn?
Hat er sie auf in Bezug auf seinen Namen auch angelogen? Im Moment traut sie ihm alles zu. Arne schaut Flora nur traurig an und stürmt mit einem Affentempo, was wahrscheinlicher Weise sein normale Geschwindigkeit ist, aus dem Zimmer.
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BeitragThema: Flucht   Was bisher geschah ... EmptySo Mai 13, 2012 6:49 am

-> Flucht <-

Kapitel 1

Sie hierher zu bringen, war eine gute Idee gewesen. Ben würde sich ihrer annehmen und ihr helfen. Auf jeden Fall besser helfen als er es im Moment konnte. Ben gehört ebenfalls der Vereinigung an, aber ist der einzige Vampir. Alle anderen Mitglieder sind Blutdämonen, wie er selbst. Normalerweise sind Dämonen Einzelgänger, dieser Zusammenschluss ist der erste und einzige seiner Art, der bereits seit Jahren erfolgreich existierte. ...


Wie wird es weitergehen? Habt ihr dazu Ideen, dann postet sie in einem seperaten Thread und lass andere an eurer Geschichte teilhaben.

Viel Vergnügen ...
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